Promillegrenze für Skifahrer: Mythos oder Realität?
Ein sonniger Tag auf der Skipiste kann schnell zu einem Albtraum werden, wenn Alkohol im Spiel ist. Die kürzliche Kollision zwischen einem 25-jährigen Snowboarder und einer 49-jährigen Skifahrerin in Osttirol hat erneut die Frage aufgeworfen: Gibt es eine Promillegrenze für Skifahrer in Österreich?
Alkohol auf der Piste: Fehlanzeige
Entgegen der gängigen Annahme gibt es in Österreich keine gesetzliche Promillegrenze für Skifahrer. Dies bestätigen sowohl Rechtsanwalt und Bergretter Robert Oberlerchner als auch Polizeisprecherin Waltraud Dullnigg. Im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland oder Italien, wo eine 0,5 Promille-Grenze gilt, fehlt in Österreich eine klare Alkoholgrenze speziell für das Skifahren.
Das Fehlen einer spezifischen Vorschrift bedeutet jedoch nicht, dass alkoholisierte Skifahrer straffrei davonkommen. Laut den FIS-Regeln sind alle Skifahrer dazu verpflichtet, sich so zu verhalten, dass sie keine anderen gefährden oder schädigen. Diese Rücksichtnahme erfordert auch, dass Skifahrer sich entsprechend ihres Könnens verhalten und nicht übermäßig durch den Besuch von Schihütten abgelenkt werden.
Die Auswirkungen von Alkohol auf die Reaktionsfähigkeit sind nicht zu unterschätzen. Robert Oberlerchner betont, dass alkoholbedingte Fahrlässigkeit bei Unfällen und Zivilprozessen negativ ausgelegt wird. Ein alkoholisierter Skifahrer läuft Gefahr, die Schuld an einem Unfall zu tragen und möglicherweise keine Versicherungsdeckung durch die Privathaftpflicht zu erhalten. Dies könnte zu erheblichen finanziellen Belastungen führen, die leicht fünfstellige Beträge erreichen können.
Liftverbot für Alkoholisierte: Risiken und Konsequenzen
Es ist unerlässlich zu verstehen, dass alkoholisierte Skifahrer mit (Mit-) Verschulden rechnen müssen und im Falle eines Unfalls zivilrechtliche Konsequenzen drohen. Zusätzlich besteht die Gefahr eines Strafverfahrens bei Verletzung einer anderen Person. Ein Liftbetreiber kann sogar das Recht haben, einen alkoholisierten Skifahrer von der Anlage zu verweisen. Die Konsequenzen von Alkoholkonsum auf der Piste sind real und sollten ernst genommen werden.
Führerschein weg? Nicht für Skifahrer
Die gute Nachricht für Skifahrer ist, dass der Verlust des Führerscheins aufgrund von alkoholisiertem Skifahren nicht droht. Sowohl Polizeisprecherin Dullnigg als auch Rechtsanwalt Oberlerchner bestätigen, dass ein Führerscheinentzug nur erfolgt, wenn ein Fahrzeug gelenkt oder im Straßenverkehr betrieben wird. Das Skifahren unter Alkoholeinfluss allein reicht nicht aus, um den Führerschein zu verlieren, da dies nicht mit dem Straßenverkehr und der Straßenverkehrsordnung verbunden ist.
Insgesamt zeigt sich, dass die Wahrheit über die Promillegrenze für Skifahrer in Österreich komplexer ist als gedacht. Während es keine klare gesetzliche Grenze gibt, sind die potenziellen Risiken und Konsequenzen von Alkoholkonsum auf der Piste nicht zu unterschätzen. Skifahrer sollten daher stets verantwortungsbewusst handeln und die Sicherheit aller Pistenbenutzer im Blick behalten.