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Ungläubig starrte ich auf die Push-Meldung an diesem Montagmorgen. Richard Lugner kann doch nicht tot sein! Er schien unverwüstlich, ein Überlebenskünstler und medizinisches Phänomen. Krebse, Corona, Stürze und zuletzt eine Herz-OP – alles überstanden. Mit 91 Jahren.

Erinnerungen an unsere letzte Begegnung vor drei Wochen kamen hoch. Er war unrasiert und noch nicht ganz fit, schrieb er auf WhatsApp, aber ein Treffen bei ihm zu Hause sei kein Problem. Die Himmelstraße hinauf und links in die Weinberge abgebogen, öffnete sich das Garagentor, die Hunde bellten, und die Haushälterin bat uns hinein. Lugner stand leicht vornüber geneigt im Salon, murmelte etwas von einem angeknacksten Lendenwirbel und lächelte die Schmerzen weg.

Zwei Tage nach einer Herzklappenoperation war Lugner schon wieder zu Hause und bereit für das große Sonntagsinterview. Sein Mercedes bog jeden Abend in die Muthgasse 2 ein, wo er sich die Abendausgabe der Zeitung holte und als erstes die Adabei-Seiten las. Sein Spitzname „Mörtel“ wurde von Michael Jeannée geprägt und Lugner trug ihn wie ein Adelsprädikat.

Wir sprachen über seine einzigartige Karriere, die Errichtung von Prestigeobjekten wie der Wiener Moschee und der OPEC-Foundation, sowie die Lugner-City, die trotz wirtschaftlicher Rückschläge ein Erfolg war. Erfolg war ihm wichtig, und er blieb aktiv bis zuletzt.

Seit 1992 brachte er illustre internationale Gäste zum Wiener Opernball, und 2025 wird er dort fehlen, sowie an vielen anderen Orten. Er sprach auch über den Tod, ließ sich eine Gruft auf dem Grinzinger Friedhof bauen und bestellte sogar schon seinen Grabstein aus rotem Granit.

Als ich ihn fragte, ob er etwas bereue, antwortete er, dass es nichts Wesentliches gebe, außer dass er bei den Frauen kein gutes Händchen gehabt habe. Mit fünf gescheiterten Ehen und unzähligen Affären war dies wohl sein wunder Punkt.

Seine sechste Hochzeit stand bevor, und er freute sich darauf, dass nun jemand zu Hause auf ihn wartete. Seine Frau Simone war an seiner Seite, und er wollte immer in festen Händen sein. Trotzdem hatte er noch unerfüllte Wünsche und sehnte sich nach Anerkennung.

Er wirkte ruhiger bei unserem letzten Treffen und erzählte von einer möglichen Auszeichnung, die ihm verwehrt blieb. Er hatte noch Pläne für die Zukunft, wollte noch mindestens acht Jahre leben und die 99 erreichen. Es war schwer zu glauben, dass er es nicht schaffen würde. Es fühlt sich noch immer unglaublich an.