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Die politische Verschiebung in Deutschlands Osten: Warum Rechtsaußen immer beliebter wird

AfD-Fans singen die deutsche Bundeshymne bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung in Sachsen. Reuters / Lisi Niesner

Die politische Landschaft in Deutschland hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert, insbesondere im Osten des Landes. Die Alternative für Deutschland (AfD), eine Partei, die teilweise als rechtsextrem angesehen wird, erfreut sich im Osten Deutschlands einer erheblichen Beliebtheit. Doch warum ist das so? Liegt es an wirtschaftlichen Faktoren, dem Bevölkerungsschwund oder gibt es noch andere Gründe, die dazu führen, dass rechte Parteien in dieser Region so starken Zuspruch finden?

Ein Blick aus dem Fenster des ICE-Zuges zeigt eine scheinbar wohlhabende Landschaft im deutschen Osten. Gepflegte Gärten, renovierte Familienhäuser, gut ausgebaute Straßen und fruchtbare Felder prägen die Szenerie. Man könnte von blühenden Landschaften sprechen, einem Versprechen, das der ehemalige Kanzler Helmut Kohl vor 34 Jahren gemacht hat. Doch trotz dieser äußerlichen Wohlstandsanzeichen blüht in den neuen Bundesländern eine rechtsgerichtete Partei auf. Bei einer bundesweiten Wahl käme die AfD laut Umfragen auf 16 bis 18 Prozent der Stimmen. In den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen wird sogar mit einem Ergebnis von etwa 30 Prozent gerechnet. Was steckt hinter diesem Phänomen?

### 1. Niedrigere Löhne, weniger Vermögen und eine sehr kleinteilige Wirtschaft

In den ostdeutschen Bundesländern sind die Löhne im Durchschnitt niedriger als im Westen, das Vermögen der Bevölkerung ist geringer und die Wirtschaftsstruktur ist sehr kleinteilig. Viele Menschen in dieser Region fühlen sich wirtschaftlich benachteiligt und sehen die etablierten Parteien nicht mehr als Vertreter ihrer Interessen an. Die AfD hat es geschafft, diese Unzufriedenheit für sich zu nutzen und sich als Stimme der „kleinen Leute“ zu positionieren. Durch ihre populistischen Versprechen und einfachen Lösungen für komplexe Probleme gewinnen sie zunehmend an Zustimmung.

### 2. Kulturelle Identität und Abgrenzung vom Westen

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg der AfD im Osten Deutschlands ist die Suche nach kultureller Identität und die Abgrenzung vom Westen. Viele Menschen in dieser Region fühlen sich von der westdeutschen Mehrheitsgesellschaft nicht verstanden oder respektiert. Die AfD bietet diesen Menschen eine Plattform, um ihre nationalen und kulturellen Werte zu verteidigen und sich gegen vermeintliche Überfremdung und Globalisierung zu stellen. Durch ihre nationalistische Rhetorik und ihre Betonung der deutschen Identität sprechen sie eine Zielgruppe an, die sich von den etablierten Parteien allein gelassen fühlt.

### 3. Angst vor dem Wandel und Sicherheitsbedürfnisse

Die zunehmende Globalisierung, der technologische Fortschritt und die Migration sorgen bei vielen Menschen im Osten Deutschlands für Ängste und Unsicherheiten. Die AfD nutzt diese Verunsicherung geschickt aus, indem sie einfache Antworten auf komplexe Herausforderungen liefert. Durch ihre Forderungen nach einer restriktiven Migrationspolitik, einer Stärkung der inneren Sicherheit und einer Ablehnung von multikulturellen Ansätzen gewinnen sie bei Menschen, die sich von den Veränderungen bedroht fühlen, an Zuspruch.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Beliebtheit der AfD im deutschen Osten auf eine Vielzahl von Faktoren zurückzuführen ist. Die wirtschaftliche Lage, kulturelle Identitätssuche und Sicherheitsbedürfnisse spielen dabei eine entscheidende Rolle. Um diesem politischen Wandel entgegenzuwirken, ist es wichtig, diese Probleme ernst zu nehmen und konstruktive Lösungen zu finden, die die Bedürfnisse und Anliegen der Menschen im Osten Deutschlands angemessen berücksichtigen.