huskys-aus-keller-gerettet-leben-im-sonnenlicht-entdecken

Tanja Leitner hat in ihrem Leben schon viel Tierleid mit ansehen müssen: „Man denkt bei Abnahmen immer, schlimmer geht es nicht. Und dann kommt so etwas und man merkt – es geht immer schlimmer“, schüttelt die Leiterin des Tierheims Murtal in Kobenz sichtlich betroffen den Kopf. Auch zwei Tage nachdem ein unfassbares Tierdrama in der Gemeinde Pöls-Oberkurzheim aufgedeckt wurde, sitzt der Schock tief. „Wir wurden von der Amtstierärztin am Sonntag verständigt, ich bin sofort hingefahren.“
Wie berichtet, hielt ein 46-Jähriger in einem Einfamilienhaus mehr als 20 Hunde unter schlimmsten Bedingungen. Erst als einige Hunde entkamen und die Polizei einschritt, wurde das Ausmaß der Tragödie bekannt. Vor Ort fanden die Beamten zwei tote Hunde, ein schwer verletzter Welpe musste eingeschläfert werden. „Es hat sogar im Garten furchtbar gestunken. Offenbar wurden die Junghunde nur im Keller gehalten, das ist alles Inzucht“, ist Leitner entsetzt. „Einige haben noch nie das Sonnenlicht gesehen.“
Und es kommt noch schlimmer: „Vermutlich sind einige der Hündinnen sogar trächtig. Momentan konnten wir noch nicht alle genau untersuchen, sie sind furchtbar verängstigt.“ Zwei Hunde sind nach wie vor im Aichfeld unterwegs, alle Einfangversuche waren bislang umsonst. Sichtungen sollten umgehend der Polizei gemeldet werden.
Mit viel Geduld versuchen Tanja Leitner und ihr Team, das Vertrauen der Hunde zu gewinnen

Weitere Hunde eingeschläfertIm Tierheim spielten sich indes weitere Dramen ab: „Zwei ältere Grönlandhunde, 13 und 14 Jahre alt, mussten wir erlösen, sie haben geschrien vor Schmerzen“, erzählt Tanja Leitner. „Für unser Team ist das psychisch extrem belastend. Seit Sonntag sind wir rund um die Uhr für die Hunde da, die Versorgung ist logistisch schon ein Aufwand.“ Zu den 16 Huskys kommen 15 Hunde, die bereits davor im Tierheim auf neue Besitzer warteten. „Wir sind jetzt übervoll, unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Wir arbeiten am Rande des Möglichen.“ Die Huskys sind in den Außengehegen untergebracht, und zwar in kleinen Gruppen. Viele sind untereinander nicht verträglich. „Das hat uns der Besitzer bei der Abnahme noch erklärt, sie haben auch alle Namen“, so Leitner.
„Haben noch nie Menschen gesehen“Der Zustand der restlichen Hunde ist relativ gut: „Zunächst sah es schlimmer aus, weil die Tiere natürlich furchtbar gestresst waren durch das Einfangen und den Transport ins Tierheim.“ Die Hunde waren allerdings weder geimpft noch entwurmt, gechipt oder kastriert. „Einige Tiere durften zumindest ab und zu in den Garten. Andere waren nie draußen, sie kennen weder eine Wiese noch Spielzeug oder ein Halsband. Manche haben noch nie zuvor einen anderen Menschen gesehen.“ Die besser sozialisierten Hunde dürfen beim Besuch der Kleinen Zeitung im Tierheim am Dienstag bereits im Garten tollen und genießen die neue Freiheit sichtbar. Die Junghunde aus dem Keller sind teils völlig apathisch und trauen sich nicht einmal aus den Hundehütten heraus.
Die Mitarbeiter des Tierheims arbeiten am Anschlag

Spenden dringend benötigtAn Vermittlung ist jedenfalls noch nicht zu denken: „Wir müssen langsam Vertrauen aufbauen, Ruhe reinbekommen und dürfen nichts überstürzen“, so Leitner. Die sechs Tierpfleger des Tierheims sind rund um die Uhr im Einsatz, „ein Ausnahmezustand für alle“. Dringend benötigt werden nun Sachspenden: Plastikbetten ab 70 Zentimeter Größe, Welpenfutter, Hundefutter, Halsbänder und Sicherheitsgeschirre in Größe M. Auch Geldspenden wären hilfreich, stehen doch etliche Kastrationen an. Die Vermittlung der Tiere dürfte sich generell schwierig gestalten: „Huskys sind nie leicht zu vermitteln“, so Tanja Leitner aus Erfahrung. „Viele rufen jetzt an und wollen aus Mitleid einen Husky adoptieren, völlig unüberlegt. Die meisten unterschätzen, wie viel Zeit, Beschäftigung und Bewegung so ein Hund braucht.“