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In der ukrainischen Frontstadt Druschkiwka harren Familien aus. Die Reporterin Jutta Sommerbauer von der „Presse“ wollte wissen, was sie zum Bleiben bewegt und wie sich der Krieg auf den Lebensalltag der Kinder auswirkt.

Jaroslaw ist ein sechsjähriger Junge, der leidenschaftlich Flugzeuge liebt. Er trägt stolz ein kleines Spielzeugflugzeug mit sich herum, das er in seinen Händen aufsteigen und landen lässt. Das Modell trägt den Namen „Happy Trip“ und ist sein ständiger Begleiter. Obwohl Jaroslaw noch nie mit einem echten Flugzeug geflogen ist und seit Beginn des Krieges vor zweieinhalb Jahren keine Passagierflugzeuge mehr am Himmel gesehen hat, ist seine Faszination für Flugzeuge ungebrochen. Stattdessen kennt er nur den Lärm von Militärhubschraubern, die über seinem Kopf kreisen. Diese ungewohnten Geräusche versetzen ihn in Aufregung und Unruhe.

Die Leere am Himmel und der Klang der Kriegsmaschinerie prägen das Leben von Jaroslaw und anderen Kindern in Druschkiwka. Die ständige Angst vor Gefahren und die Einschränkungen im Alltag hinterlassen Spuren in ihrer kindlichen Psyche. Jaroslaw, von zarter Statur und mit einer quietschenden Stimme, ist ein aufgewecktes Kind, das die Welt um sich herum mit kindlicher Neugier und Fantasie betrachtet. Er zeichnet Karten von fernen Ländern und erinnert sich an besondere Erlebnisse wie einen kurzen Strandbesuch in Kroatien.

Für Kinder wie Jaroslaw ist der Krieg keine abstrakte Bedrohung, sondern eine allgegenwärtige Realität. Sie wissen, dass das Dröhnen am Himmel nicht von herabfallenden Dinosauriern stammt, sondern von Waffen und Kämpfen. Die Eltern müssen entscheiden, wie sie ihren Kindern diese harte Wirklichkeit vermitteln. Einige Eltern wählen die Option der Lüge, um ihre Kinder zu schützen. Doch Jaroslaws Mutter hat sich für die ehrliche Aufklärung entschieden, auch wenn es bedeutet, dass ihr Sohn die Grausamkeiten des Krieges verstehen muss.

Die Kinder in Druschkiwka wachsen in einer Umgebung auf, die von Unsicherheit und Gewalt geprägt ist. Trotzdem versuchen sie, ihre Kindheit so normal wie möglich zu gestalten. Sie spielen mit improvisierten Spielzeugen, basteln aus gefundenen Materialien und erfinden sich ihre eigenen kleinen Welten. Doch die Schatten des Krieges liegen wie eine schwere Last über ihren zarten Schultern.

Die Auswirkungen des Krieges auf das Kinderleben

Der Krieg in der Ukraine hat tiefe Spuren in der kindlichen Psyche hinterlassen. Die Kinder von Druschkiwka erleben täglich die Bedrohung und die Unsicherheit, die der Krieg mit sich bringt. Sie müssen lernen, mit der ständigen Angst vor Angriffen umzugehen und sich in einer Welt zurechtzufinden, die von Gewalt und Zerstörung geprägt ist.

Der Mangel an normalen Kindheitserfahrungen wie Spaziergängen im Park, Spielplatzbesuchen oder Ausflügen ins Kino ist für viele Kinder in Druschkiwka eine traurige Realität. Stattdessen verbringen sie ihre Tage in bombensicheren Kellern oder Schutzräumen, fernab von der Sonne und dem Lachen anderer Kinder. Die psychologischen Auswirkungen dieser Isolation und der ständigen Bedrohung sind verheerend und können langfristige Folgen für die Entwicklung der Kinder haben.

Die Rolle der Eltern in Kriegszeiten

Die Eltern der Kinder in Druschkiwka stehen vor einer enormen Herausforderung. Sie müssen nicht nur ihre eigenen Ängste und Sorgen bewältigen, sondern auch ihre Kinder in einer unsicheren und feindlichen Umgebung schützen. Die Entscheidung, wie viel Wahrheit sie ihren Kindern über den Krieg und seine Auswirkungen erzählen sollen, ist eine schwierige und oft schmerzhafte.

Einige Eltern entscheiden sich dafür, ihren Kindern die grausame Realität des Krieges zu verheimlichen, um sie zu schützen und ihre Unschuld zu bewahren. Doch diese gut gemeinte Lüge kann langfristig mehr Schaden als Nutzen anrichten. Kinder wie Jaroslaw sind intelligent und sensibel genug, um die Wahrheit zu erkennen und sich eigene Gedanken über die Geschehnisse zu machen. Daher ist es wichtig, dass die Eltern offen und ehrlich mit ihren Kindern über den Krieg sprechen und sie in ihrer Verarbeitung unterstützen.

Die Bedeutung von Hoffnung und Resilienz

Trotz der schwierigen Umstände, unter denen die Kinder in Druschkiwka aufwachsen, gibt es auch Zeichen von Hoffnung und Resilienz. Die Kinder zeigen eine erstaunliche Fähigkeit, sich an die widrigen Bedingungen anzupassen und trotz allem Freude und Kreativität zu bewahren. Ihr unbändiger Lebenswille und ihre unerschütterliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft sind inspirierend und ermutigend.

Es liegt an uns als Gesellschaft, diesen Kindern die Unterstützung und die Ressourcen zu geben, die sie brauchen, um ihre Traumata zu überwinden und ihre Potenziale zu entfalten. Durch Bildungsangebote, psychologische Betreuung und soziale Programme können wir dazu beitragen, dass die Kinder von Druschkiwka eine Chance auf ein normales und glückliches Leben bekommen. Die Zukunft dieser Kinder liegt in unseren Händen, und es ist unsere Verantwortung, sicherzustellen, dass sie die Unterstützung und die Fürsorge erhalten, die sie verdienen.