Der Besuch bei der Grazer Tante stand auf der Liste von Meinrad Spenger, der am Abend zum Elternhaus in Seckau gehen wollte. Am nächsten Tag war eine Tour in die Ennstaler Bergwelt geplant. Spenger, der derzeit in Österreich weilt, auf Einladung der Alumni-Sektion der KF-Universität und des Management Club Steiermark, hat einen vollen Terminkalender. Nicht nur Freunde und Familie fragen nach ihm, sondern auch sein Karriereweg weckt Interesse.
Hintergrund der Geschichte: Im Februar 2024 gab die EU-Kommission grünes Licht für eine massive Fusion im spanischen Telekommunikationssektor. Orange und MásMóvil wurden zusammengeführt, wobei Spenger das letztere Unternehmen 2006 gründete. Das fusionierte Unternehmen Másorange bedient 30 Millionen Mobilfunkkunden und über sieben Millionen Festnetzkunden.
In Spanien ist Másorange mit einem Marktanteil von über 40 Prozent klarer Marktführer und gehört europaweit zu den größten Telekommunikationsunternehmen. An der Spitze des Unternehmens? Richtig geraten, Meinrad Spenger. Als vor etwa einem Monat auf der iberischen Halbinsel das Licht ausging und große Teile der Mobilfunkversorgung zusammenbrachen, schaltete der Konzern in einen intensiven Krisenmodus um. Spenger erinnert sich an den 28. April, als er an einem Wirtschaftsgipfel mit internationalen Investoren in Madrid teilnahm und plötzlich mit einer unerklärlichen Krise konfrontiert wurde.
Stündlich wurden Krisensitzungen bei Másorange abgehalten, wobei 1000 Mitarbeiter speziell zur „Problembehebung“ eingesetzt wurden. Kurz nach Beginn des Blackouts konnten 40 Prozent der Kunden nicht mehr auf die Dienste zugreifen, und nach ein paar Stunden stieg die Zahl auf 70 Prozent. Selbst Glasfaserkunden waren größtenteils offline, da ihre Router keinen Strom erhielten. Die Versorgung mit Diesel für die Generatoren stockte, da freie Lastwagen in den Stunden des spanischen Blackouts Mangelware waren. Bei Másorange griff man schnell ein und setzte Maßnahmen um, um ein Mindestmaß an Service aufrechtzuerhalten.
Nach zehn Stunden hatte Másorange 85 Prozent des Netzes wieder unter Kontrolle, und am Morgen danach waren es 95 Prozent. Spenger erinnert sich an eine kurze Nacht und berichtet von viel Verständnis seitens der Kunden. Die Lehren, die aus dem Blackout gezogen wurden, führten dazu, dass Másorange zusätzliche Systeme wie Generatoren und Batterien installieren wird. Auf politischer Ebene wird in Spanien zunehmend über den Einsatz erneuerbarer Energien diskutiert.