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Führungskräfte der deutschen Grünen treten geschlossen zurück

Die Führungskräfte der deutschen Grünen haben am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Berlin ihren Rücktritt bekannt gegeben. Die Co-Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour erklärten, dass ein Neustart notwendig sei, da die Partei mit dem Ergebnis der Landtagswahl in Brandenburg eine tiefe Krise durchlebt. Dies ist eine der schwersten Krisen, die die Partei in den letzten zehn Jahren erlebt hat.

Die Grünen haben in letzter Zeit eine Serie von Wahlniederlagen erlitten, darunter bei den Landtagswahlen in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen, Thüringen und Brandenburg sowie bei den Europawahlen im Juni. Diese Niederlagen führten dazu, dass die Partei teilweise aus den Landesparlamenten flog und einen drastischen Verlust an politischer Macht erlebte.

Ricarda Lang betonte die Notwendigkeit von Veränderung und erklärte, dass es an der Zeit sei, neue Gesichter an die Spitze der Partei zu bringen, um sie aus der Krise zu führen. Die Wahl eines neuen Vorstands beim Bundesparteitag im November soll ein wichtiger Schritt sein, um die Partei strategisch neu auszurichten. Lang sagte: „Jetzt ist nicht die Zeit, um am Stuhl zu kleben – jetzt ist die Zeit, Verantwortung zu übernehmen, und wir übernehmen diese Verantwortung, indem wir einen Neustart ermöglichen.“

Lang und Nouripour haben die Partei seit Anfang 2022 geführt und wären regulär bis Ende 2024 im Amt geblieben. Sie äußerten sich nicht zu ihrer Nachfolge, aber es wird spekuliert, dass Wirtschaftsstaatssekretärin Franziska Brantner und der Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak potenzielle Kandidaten für ihre Nachfolge sein könnten. Brantner ist eine enge Vertraute von Wirtschaftsminister Robert Habeck, der als Kanzlerkandidat der Grünen in die nächste Bundestagswahl führen könnte. Banaszak war früher Parteichef der Grünen in Nordrhein-Westfalen und ist ein wichtiger Vertreter des linken Flügels.

Der bisherige Vorstand der Grünen umfasst neben Lang und Nouripour noch die stellvertretenden Parteivorsitzenden Pegah Edalatian und Heiko Knopf, Geschäftsführerin Emily Büning und Bundesschatzmeister Frederic Carpenter. Laut Lang soll der Vorstand bis zur Neuwahl auf dem Parteitag im Amt bleiben, um einen reibungslosen Übergang sicherzustellen.

Der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck lobte den Rücktritt der beiden Co-Vorsitzenden als „großen Dienst an der Partei“. Er betonte, dass ihr Schritt von großer Stärke und Weitsicht zeuge und den Weg für einen kraftvollen Neuanfang freimache. Habeck erklärte: „Das ist nicht selbstverständlich, es ist ein großer Dienst an der Partei.“

Habeck räumte ein, dass die Grünen in den letzten Monaten harten Gegenwind erlebt haben und die Niederlagen bei den Wahlen unbestreitbar vom Bundestrend beeinflusst wurden. Er zeigte sich bereit, die Verantwortung für die Entwicklungen zu übernehmen und sich den Herausforderungen zu stellen.

Die SPD-Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil bedankten sich bei Lang und Nouripour für die Zusammenarbeit und lobten ihre verlässliche Partnerschaft. Sie betonten, dass trotz mancher inhaltlicher Unterschiede die Zusammenarbeit angenehm und belastbar war. Die SPD dankte den beiden scheidenden Grünen-Spitzen von Herzen für ihre Arbeit.

Es wird nicht erwartet, dass der Wechsel an der Grünen-Spitze Auswirkungen auf die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP hat. Die Parteien haben bisher erfolgreich zusammengearbeitet und sich auf viele politische Entscheidungen geeinigt, und es wird erwartet, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, sieht den Wechsel an der Grünen-Spitze jedoch als ein Zeichen für einen möglichen Zerfall der Ampel-Koalition. Er warnte davor, dass die Fliehkräfte in der Koalition zunehmen und dass der Rücktritt des gesamten Parteivorstands der Grünen die Koalition schwächen könnte.

Insgesamt steht die Partei vor großen Herausforderungen, aber auch Chancen für einen Neuanfang. Die Entscheidung der Führungskräfte, geschlossen zurückzutreten, zeigt ihren Einsatz für die Partei und ihren Willen, notwendige Veränderungen einzuleiten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Partei sich neu aufstellen und ihre politische Agenda weiterentwickeln wird.