Rekorde gebrochen: Sturm und Regen in der Steiermark
Von Freitag an waren im Sog des Adriatiefs etwa 1800 Einsätze für die steirischen Feuerwehren zu stemmen. Der Landesfeuerwehrverband meldete Montagfrüh 629 Unwettereinsätze, 73 Auspumparbeiten und Hunderte technische Hilfsleistungen innerhalb der letzten 24 Stunden. In den letzten Stunden waren noch 51 Einsätze offen, die von 74 Feuerwehren abgearbeitet werden. „Wir appellieren an alle Steirerinnen und Steirer vorsichtig zu sein, bis sich die Lage tatsächlich entspannt und Wälder weiterhin zu meiden“, sagen LH Christopher Drexler und Vize Anton Lang.
### Einsätze und Herausforderungen
Zu Mittag hat es in Graz und weiter südlich wieder zu regnen begonnen. Was erwartet die Steirer? „Von Norden kommt einiges an Niederschlag“, sagt Fritz Wölfelmaier von der Geosphere. Im Osten des Landes seien hingegen keine großen Regenmengen zu erwarten. Der meiste Regen fällt noch im Ausseerland, nach Mariazell hin schwächt sich der Niederschlag ab. Bis Dienstag ist mit 20 bis 50 Liter pro Quadratmeter zu rechnen. Aus der Landeswarnzentrale heißt es: „In den Abendstunden klingt der Niederschlag im Nordosten ab, im Ausseerland regnet es noch mit abnehmenden Intensitäten bis Mitternacht.“ Hangrutschungen und Muren sind weiterhin möglich, vor allem in der Region Veitsch, Thörl/Aflenzer Becken, Präbichl, Mariazell und im Ennstal.
### Feuerwehreinsätze und Hilfeleistungen
Seit Freitag sind 455 Feuerwehren mit insgesamt rund 5000 Feuerwehrmitgliedern aktiv. „Es war wild, wir waren von Freitagmittag bis Sonntagabend fast dauerhaft im Einsatz“, schilderte Franz Reithofer, Kommandant der FF Birkfeld. Am Montag sei „die Lage im Moment zwar stabil, doch die Entwicklung hängt entscheidend von den Niederschlagsmengen ab, die heute noch erwartet werden“, teilte der Landesfeuerwehrverband mit. Meteorologen prognostizieren für den „Nordstau“ zwischen 20 und 50 Liter pro Quadratmeter, was vor allem in Bruck-Mürzzuschlag zu Problemen führen könnte.
### Unterstützung und Zusammenhalt
Im Katastrophengebiet von Niederösterreich halfen am Sonntag Wehren aus Feldbach, Leibnitz, Judenburg und Deutschlandsberg, die mit 47 Fahrzeugen und 225 Mann ins Nachbarbundesland ausrückten. Am Montag brachen auch 52 Kräfte aus Voitsberg nach Niederösterreich auf, sowie technische Züge aus Feldbach, Leibnitz und Radkersburg. Kameradinnen aus dem Bezirk Leibnitz halfen bei St. Pölten bei der Evakuierung eines Schweinestalls, der komplett unter Wasser stand.
Die ÖBB stellten Sonntagabend die Südstrecke zwischen Wien und Mürzzuschlag ein. Intercity-Züge und Railjets von und nach Kärnten beginnen und enden in Bruck an der Mur. Railjets Graz-Wien enden in Mürzzuschlag. Ersatzverkehr mit Bussen wurde eingerichtet, die Frequenz ist mit den Zuganschlüssen aber nicht vergleichbar.
### Auswirkungen auf die Infrastruktur
In der Oststeiermark, in der östlichen Obersteiermark und im steirischen Zentralraum waren mehr als 500 Trafostationen ausgefallen. Laut Energie Steiermark waren bis Montagmittag noch 40 Stationen vom Netz und 600 Kunden ohne Strom. Der Gesamtschaden ging in die Millionen. Beim oststeirischen Stromversorger Feistritzwerke kämpft man ebenso mit umgeknickten Strommasten – rund 2800 Haushalte waren am Sonntag in den Bezirken Weiz und Hartberg-Fürstenfeld ohne Strom, Montagfrüh waren es zwischen 700 und 800.
### Prognosen und Entspannung
„Es ist ein tragisches Zusammenspiel aus Sturm und Wasser“, skizzierte LH Christopher Drexler am Sonntag. „Wirkliche Entspannung ist erst am Dienstag zu erwarten“, so Harald Eitner, der Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz. Generell „müssen wir uns auf noch intensivere Ereignisse einstellen“, warnt Douglas Maraun vom Wegener Center der Uni Graz. Die Situation in den Wäldern bleibt gefährlich, unterstreichen die Einsatzkräfte.
Nicht eben vom Glück verfolgt sind die Schüler von St. Radegund. Durch die Sturmböen wurde das Dach der „Ersatzschule“ in Containern heruntergerissen. Da der Schulbetrieb daher am Montag nicht in der Containerschule stattfinden kann, muss der Unterricht am Wochenbeginn im Kursaal in St. Radegund verlagert werden.
In Thörl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag wurde gestern Zivilschutzalarm ausgerufen, das Warnsystem AT-Alert schickte Meldungen an Handys aus. Der Zivilschutzalarm in Thörl konnte am Sonntagnachmittag wieder aufgehoben werden. Die Bewohner der Bezirke Hartberg, Graz-Umgebung, Weiz und Graz erhielten eine Sturmwarnung aufs Telefon. Am Nachmittag kamen noch zwei Hochwasserwarnungen für die Regionen Mariazell und Mürztal hinzu.
### Fazit
Die Herausforderungen durch den Sturm und Regen in der Steiermark zeigen die Wichtigkeit von schnellem Handeln und solidarischer Hilfe in Zeiten von Naturkatastrophen. Die Einsatzkräfte, Feuerwehren und Helfer leisten einen unermüdlichen Einsatz, um die Folgen zu bewältigen und die Bevölkerung zu schützen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Lage in den kommenden Tagen stabilisiert und die Betroffenen schnell wieder zur Normalität zurückkehren können.