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Stillende Frauen teilen ihre Erfahrungen: Eklig oder natürlich?

Die Diskussion über das Stillen in der Öffentlichkeit ist nach wie vor ein kontroverses Thema, das viele Mütter betrifft. Von unangenehmen Erfahrungen bis hin zu positiven Momenten reicht die Bandbreite der Erlebnisse, die Frauen teilen. Eine aktuelle Erhebung vom Babyartikelhersteller MAM zeigt, dass eine von zehn Frauen in Österreich nicht in der Öffentlichkeit stillt. Doch warum fühlen sich so viele Mütter beim Stillen in der Öffentlichkeit unwohl? Und welche Maßnahmen könnten dazu beitragen, dass das Stillen in der Öffentlichkeit als etwas Natürliches angesehen wird?

Die negativen Erfahrungen reichen von unangebrachten Kommentaren bis hin zu direkten Aufforderungen, den Stillvorgang an abgelegenen Orten fortzusetzen. Eine Frau berichtet, dass ein Kellner sie gebeten hat, ihr Kind doch bitte im Klo zu stillen. Eine andere erzählt, dass sie aus einem Café geworfen wurde, während eine dritte Frau berichtet, dass sie von einem Mann gefragt wurde, ob er auch mal „ran dürfe“. Diese Erlebnisse zeigen deutlich, dass das Stillen in der Öffentlichkeit noch immer mit Tabus und Vorurteilen behaftet ist.

Ein weiterer Aspekt, der die Diskussion um das Stillen in der Öffentlichkeit prägt, ist die Sexualisierung des weiblichen Körpers. Frauen berichten davon, dass sie das Gefühl haben, ihre Brust werde von Umstehenden sexualisiert, was sie dazu veranlasst, den Stillvorgang zu vermeiden oder abzuschirmen. Viktoria Fuchs aus Eggersdorf bei Graz schildert, dass sie alles daran setzt, das Stillen in der Öffentlichkeit zu vermeiden, da sie befürchtet, von neugierigen Blicken belästigt zu werden. Diese Erfahrungen verdeutlichen, dass die Gesellschaft noch immer Schwierigkeiten hat, das Stillen als natürlichen und normalen Vorgang anzuerkennen.

Trotz der vielen negativen Erfahrungen gibt es auch Frauen, die das Stillen in der Öffentlichkeit als etwas Normales und Natürliches betrachten. Sophie Cartiellieri aus Graz berichtet, dass sie bislang keine Probleme beim Stillen in der Öffentlichkeit hatte und sich wünscht, dass es noch mehr Akzeptanz für diese Praxis gibt. Doch selbst Frauen, die positive Erfahrungen mit dem Stillen in der Öffentlichkeit gemacht haben, berichten von vereinzelten blöden Blicken oder Kommentaren, die zeigen, dass das Thema nach wie vor polarisiert.

Um das Stillen in der Öffentlichkeit zu normalisieren und Müttern mehr Freiheit und Unterstützung zu bieten, sind verschiedene Maßnahmen denkbar. Kristina Anna Müller aus Bleiburg plädiert dafür, dass jede Mutter selbst entscheiden können sollte, wo sie ihr Kind stillt, ohne dafür verurteilt zu werden. Auch die Schaffung geschützter Stillräume könnte dazu beitragen, dass Frauen sich beim Stillen in der Öffentlichkeit wohler fühlen und weniger negativen Reaktionen ausgesetzt sind. Zudem betont sie die Bedeutung von Aufklärungsarbeit, um das Stillen als etwas Normales und Gesundes zu vermitteln.

Eine weitere Möglichkeit, das Stillen in der Öffentlichkeit zu normalisieren, wäre die Schaffung von Stillfreundlichen Einrichtungen und Lokalen. Das Stillsiegel von MAM, das vor einem Jahr initiiert wurde, hat bereits 150 Lokale und Geschäfte in Österreich als „stillfreundlich“ ausgezeichnet. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass Mütter sich in diesen Räumen willkommen und unterstützt fühlen, wenn es um das Stillen geht. Vorreiter in dieser Hinsicht sind Wien und die Steiermark, während es im Westen Österreichs noch „Aufholbedarf“ gibt, wie von MAM betont wird.

Insgesamt verdeutlichen die Erfahrungen und Meinungen der Frauen, dass das Stillen in der Öffentlichkeit nach wie vor ein sensibles Thema ist, das viele Emotionen hervorruft. Von negativen Reaktionen über Unsicherheiten bis hin zu positiven Erlebnissen reicht die Palette der Erfahrungen, die Frauen teilen. Doch eins ist klar: Das Stillen ist ein natürlicher und wichtiger Vorgang, der gesellschaftlich akzeptiert und unterstützt werden sollte. Nur so können Mütter sich frei und selbstbestimmt entscheiden, wo und wie sie ihr Kind stillen möchten, ohne dafür verurteilt oder diskriminiert zu werden.