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Es war, so fanden die Engländer selbst heraus, das „schlechteste Europacup-Finale“ der Geschichte – gemessen an den Platzierungen der Finalisten in ihren nationalen Ligen. Der 16. der Premier League, Manchester United, gegen den 17., Tottenham Hotspur. Ein Treffen zweier Klubs, die glanzvolle Tage erlebt haben, deren Glanz aber in den letzten Jahren verblasste und starke Patina angesetzt hat. Ein Finale zwischen zwei Klubs, deren einziger Rettungsanker der Europacup war, die einzige Hoffnung auf einen Titel und die Eintrittskarte in die Champions League, die auf „normalem“ Weg unerreichbar gewesen wäre.

So aber gab es nach dem Europapokal der Pokalsieger (1963) und zwei Siegen im UEFA-Cup (1972, 1984) den vierten europäischen Pokal für Tottenham – samt einer Premiere für Österreich: Kevin Danso wurde nach 75 Minuten eingewechselt, um den Vorsprung über die Zeit zu „mauern“. Der Steirer ist damit der erste Österreicher, der in einem Europa-League-Finale auch wirklich im Einsatz war. Ein Kullertor brachte die Entscheidung.

Davor war es aber das befürchtete Duell Not gegen Elend. Und ganz ehrlich: In Bilbao war das durchaus zu sehen. Zerfahren trifft den Charakter der Partie wohl am besten. Kaum Fluss in den Aktionen, die Kreativität war bestenfalls zu erahnen, zu sehen war sie auf keiner der beiden Seiten. Und Tottenham, dessen australischer Coach Ange Postecoglou im Normalfall bedingungslosen Offensivfußball postuliert, stellte im Finale auf Abwarten um. Chancen waren Mangelware, Standards oftmals die Regel, unterbrochen von durchaus robustem Abwehrspiel. Und so war der Führungstreffer für die Londoner im britischen Duell dann auch keiner mit Prädikat „Zungenschnalzer“, sondern eher ein Zufallstor: Luke Shaw sprang der Ball nach Hereingabe im Duell mit Brennan Johnson an die Hand, ans Knie, Richtung Tor, Johnson mag den Ball noch berührt haben, entscheidend sicher nicht. Aber für André Onana war er trotzdem nicht zu erreichen. Ein Tor, das Tottenhams Abwarten noch intensiver machte; wo Zeit von der Uhr genommen werden konnte, wurde das auch getan. Fußball-Feinschmecker hatten an dieser Partie hart zu kauen …Und auch Manchester-Manager Ruben Amorim versuchte alles, es gab mit Fortdauer des Spiels auch Chancen, doch das Toreschießen war die gesamte Saison das große Manko, Ex-Sturm-Spieler Rasmus Höjlund ist mit vier Saisontoren bester Stürmer der „Reds“. Es fehlt der Zug zum Tor, es fehlte die Gefahr, Tottenham – mit Danso – erklärte den Strafraum zur Tabuzone, mauerte sich zum Sieg und zur Rettung einer Saison, die kaum zu retten war.