Bei der Volksbefragung über den geplanten Salzburger S-LINK hat sich am Sonntag eine Mehrheit gegen das Projekt ausgesprochen. 52,6 Prozent stimmten gegen, 47,4 Prozent für den Bau des milliardenschweren Infrastrukturprojekts. Noch nicht enthalten waren die Wahlkartenstimmen der Stadt, die am Abend noch ausgezählt wurden. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) sprach von einem knappen, aber eindeutigen Ergebnis. „Der S-LINK wird in absehbarer Zeit nicht umgesetzt werden.“
Während im Bezirk Salzburg-Umgebung (Flachgau) die Befürworter mit 53,8 Prozent überwogen, war die Ablehnung im Bezirk Hallein (Tennengau) mit 56,7 Prozent Nein-Stimmen und besonders in der Landeshauptstadt mit 60,0 Prozent Nein-Stimmen klar höher. Sehr hohe Zustimmungsraten von teilweise über 70 Prozent erhielt der S-LINK am Sonntag in jenen Gemeinden, die jetzt schon an der bestehenden Lokalbahnstrecke liegen. Deren Bürgerinnen und Bürger wären die größten Profiteure einer Verlängerung gewesen. Ein anderes Bild dort, wo die zukünftige Trasse hätte verlaufen sollen: In Anif oder Hallein sprachen sich jeweils weit mehr als 60 Prozent gegen das Projekt aus.
Der S-LINK, die rund 17 Kilometer lange, teilweise unterirdische Verlängerung der Salzburger Lokalbahn vom Hauptbahnhof bis nach Hallein, hätte einmal die Verkehrsprobleme in und um die staugeplagte Stadt Salzburg lösen sollen. Konkret haben die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag nicht über den S-LINK allein, sondern über eine „Salzburger Mobilitätslösung“ entschieden, die zusätzlich zwei Stichbahnen und eine Neuordnung der Regionalbusverkehre vorsieht. Die Frage am Stimmzettel lautete: „Soll das Land Salzburg darauf hinwirken, dass im Interesse der Verkehrsentlastung die Verlängerung der Lokalbahn bis Hallein (S-LINK) als Teil einer Mobilitätslösung, die auch eine Stiegl- und eine Messe-/Flughafenbahn vorsieht, umgesetzt wird.“
Der Bau gilt nicht nur wegen der hohen Kosten als umstritten. Die Kosten für das Gesamtprojekt waren – ohne Stichbahnen – in der zuletzt präsentierten Variante auf 2,2 Mrd. Euro geschätzt worden. Wie die Planer betonten, seien in die Kalkulationen bereits Reserven für Kostensteigerungen und Risikozuschläge inkludiert gewesen. Der Bund hatte zudem in einer Rahmenvereinbarung bekräftigt, 50 Prozent der Baukosten bis Hallein zu übernehmen.
Für den S-LINK gab es quer durch alle Fraktionen eine breite politische Zustimmung, die Parteien haben den Bau aber vom Ergebnis der Befragung abhängig gemacht. Einzig die Sozialdemokraten in Stadt und Land waren klar gegen das Projekt. Für Salzburgs SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger war nicht nur das Entlastungspotenzial der Bahn umstritten. Er fürchtet, dass der Bau die finanziellen Spielräume der Stadt auf viele Jahre einengt.
Initiativen wie „Stopp U-Bahn“, „Pro Natur“ oder „Altstadt retten“ betonten zuletzt unablässig die Nachteile des Projekts – auch wenn nicht immer klar ist, für wie viele Menschen sie tatsächlich sprechen. Sie warnen von einem „Milliardengrab“ oder sehen das Geld in andere Verkehrsprojekte besser investiert. Hoteliers und Gewerbetreibende entlang der Trasse fürchten um ihr Geschäft während der Bauphase, Anrainer haben Angst vor Schäden und Rissen in ihren Gebäuden.
Ein fertiger „Plan B“ im Falle eines Neins liegt nicht vor. Doch nicht nur aus Klimaschutzgründen besteht Handlungsbedarf: „Wir haben in der Stadt täglich 60.000 Einpendler, 60.000 Binnenpendler und 15.000 Auspendler, die ihre Arbeitswege hauptsächlich mit dem Auto zurücklegen – und dazu kommt noch der Freizeit- und der touristische Verkehr. Die Öffis in Salzburg bleiben derzeit im Stau stecken“, sagte der Geschäftsführer des Salzburger Verkehrsverbunds (SVV), Johannes Gfrerer.