In den nächsten Stunden nimmt der Regen etwas ab, dafür kommt jetzt der Sturm. Regional sind Windspitzen bis zu 110 km/h möglich, teilte die Österreichische Unwetterzentrale am Freitagabend mit. Im Freien ist jetzt besondere Vorsicht geboten: „Die Bäume sind belaubt und die Böden aufgeweicht – keine gute Kombination bei diesen Windgeschwindigkeiten.“ Was passieren kann, zeigt ein Fall aus dem Burgenland. Dort haben die starken Sturmböen für zahlreiche Einsätze der Feuerwehren gesorgt. In Purbach (Bezirk Eisenstadt Umgebung) stürzte mitten im Stadtzentrum ein riesiger Baum auf ein Postauto. Der Zusteller befand sich glücklicherweise gerade nicht im Fahrzeug, er blieb unverletzt. Es gab glücklicherweise keine Verletzten. (Bild: APA/FF PURBACH) Am Samstagvormittag kommt der Starkregen zurück und wird sukzessive heftiger. Vor allem der Osten Österreichs ist betroffen. Mit Wasseransammlungen und lokalen Überflutungen ist zu rechnen, teilte die Feuerwehr St. Pölten mit. Wenn möglich, soll auf einen Aufenthalt im Freien verzichtet werden. Die nächsten 48 Stunden seien besonders kritisch. Bis Dienstag sind regional mehr als 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter angesagt: Erste Bewohner in Hadersdorf am Kamp (NÖ) haben ihre Häuser verlassen müssen. Der Kamp hat bereits an verschiedenen Orten seine Ufer überschritten, wobei die Situation durch das noch abfließende Wasser aus den zuvor entleerten Stauseen zusätzlich verschärft wird. Vorsichtsmaßnahme im Zweitwohnsitz-Gebiet Laut den Sicherheitsbehörden handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme gemäß Alarmplan. Die Siedlung, in der vor allem Zweitwohnsitzhäuser stehen, liegt in einem hochwassergefährdeten Gebiet und wird bei Überschwemmungen häufig in Mitleidenschaft gezogen. Aus Vorsichtsmaßnahmen wurden die Eigentümer daher angehalten, ihre Wertsachen vorsorglich in Sicherheit zu bringen. Der Ort selbst ist aktuell noch nicht überflutet, die Situation werde genau beobachtet. Das Wasser steht bereits in den Vorgärten: Den Behörden zufolge droht am Kamp ein 100-jährliches Hochwasser. Der mobile Hochwasserschutz wurde aufgebaut. Auch in Zöbing, einer Katastralgemeinde von Langenlois (Bezirk Krems-Land), wurden bereits mehrere Häuser einer Gartensiedlung evakuiert. In ganz Niederösterreich rückten Helfer aus. Insgesamt wurden bis am Abend 312 Einsätze verzeichnet, 220 Feuerwehren schritten mit 460 Fahrzeugen zur Tat. Aufgrund von anhaltenden Niederschlägen und Sturm wurden Mitglieder in mehreren Bezirken alarmiert, um beispielsweise Auspumparbeiten durchzuführen oder umgestürzte Bäume zu entfernen. Die Helfer seien weiterhin in Alarmbereitschaft, betonte Sprecher Klaus Stebal vom Landeskommando. Kanzler hält Krisensitzung ab Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hielt am Freitagabend im Bundeskanzleramt eine Lagebesprechung mit Expertinnen und Experten ab und stand in Kontakt mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). „Derzeit sind fast alle Bundesländer von extremen Regenfällen, teils auch von Schneefall, betroffen. Die kommenden Tage stellen daher eine enorme Herausforderung für alle Einsatzkräfte dar. Feuerwehren, Zivilschutz, Polizei und Bundesheer sind in hoher Einsatzbereitschaft, um überall dort zu helfen, wo Unterstützung benötigt wird“, hieß es aus dem Kanzleramt. Helfen Sie mit! Die Hochwasserlage im Land spitzt sich zu – die „Krone“ mit unserer großen Leserfamilie und die Caritas wollen rasch und unbürokratisch den von Unwettern Betroffenen helfen. Freiwillige, die mit anpacken wollen, können sich im Internet auf fuereinand.at registrieren. Caritas-Spendenkonto: Kennwort „Katastrophenhilfe Österreich“ Erste Bank BIC: GIBAATWWXXX IBAN: AT 23 2011 1000 0123 4560 Nehammer hat die für das Wochenende geplante Wahlkampftermine abgesagt. Der Bundeskanzler wird Samstagmittag an einer Lagebesprechung des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM) mit den Landesleitzentralen im Innenministerium teilnehmen. Stadt Wien aktiviert Hochwasserschutz Auch die Mitarbeiter der Stadt Wien rüsten sich nun für das bevorstehende Hochwasser – der städtische Hochwasserschutz stehe bereit, um auf die Situation entsprechend zu reagieren. Die gute Nachricht: Dank der Donauinsel und der Neuen Donau ist Wien gut auf große Wassermengen vorbereitet. Aus Hochwasserschutzgründen wurden bereits vor dem Wochenende die beiden Pontonbrücken über die Neue Donau, der Copa-Steg und die Walulisobrücke eingezogen. (Bild: Andi Schiel) Laut der Hochwasserzentrale MA 45 soll ab Samstagmorgen die Hochwasserzentrale in Langenzersdorf und zwei weitere Wehre an der Neuen Donau durchgehend besetzt sein, um auf die erwarteten Wassermengen ausreichend vorbereitet zu sein. Alarmbereitschaft auch in anderen Bundesländern In Oberösterreich hat man ebenfalls in den Krisenmodus geschaltet, Feuerwehren hoffen auf ein „blaues Auge“. In Linz, Steyr und Mauthausen wird der mobile Hochwasserschutz aufgebaut. Die größere Gefahr dürfte aber von lokalen Überflutungen ausgehen. Im Bezirk Steyr-Land forderte der Regen einen Verletzten: Ein 71-Jähriger kam Freitagfrüh mit seinem Auto auf einem aufgeweichten Karrenweg in Großraming von der Fahrbahn ab, rutschte etwa 100 Meter eine abschüssige Wiese hinunter und prallte gegen einen Baum. Am Freitag und am Samstag regnet es laut Geosphere Austria am meisten im Gebiet von Wien, Niederösterreich und dem Burgenland über Oberösterreich, den Großteil von Salzburg und der Obersteiermark bis zum Tiroler Unterland. Am Sonntag klingt nach aktuellem Stand der Prognose der Regen im Westen Österreichs ab, während es im Norden und Osten weiter regnet, zeitweise auch stark. Am Montag liegt der Schwerpunkt des Regens im Gebiet von Wien und Eisenstadt bis Salzburg. Entspannung ist erst am Dienstag in Sicht.