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Österreichs Bevölkerung wird älter: Mehr Senioren, weniger Arbeitskräfte

Im Jahr 2023 lag der Anteil der über 65-Jährigen in Österreich bei knapp 20 Prozent. Laut Prognosen wird diese Zahl bis 2060 auf fast 30 Prozent steigen. Die Statistik Austria hat ermittelt, dass es in Zukunft nur noch 1,8 Personen im Haupterwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren pro Person im Pensionsalter geben wird, im Gegensatz zu den aktuellen drei.

Die renommierte deutsche Soziologin Jutta Allmendinger, die von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Statistik Austria zu einem Vortrag nach Wien eingeladen wurde, fordert unkonventionelle Lösungsansätze, um mit dieser Herausforderung umzugehen. Sie kritisiert die strikte Trennung zwischen Ausbildung, Erwerbstätigkeit und Ruhestand in den Köpfen der Österreicher und Deutschen. Stattdessen plädiert sie für eine flexible Neuorientierung der Lebensläufe, die es ermöglicht, Phasen der Ausbildung, Erwerbstätigkeit, des Ruhestands und der Betreuung von Kindern und Angehörigen abwechselnd zu gestalten.

Frauen verzichten laut Allmendinger eher auf Kinder als auf Erwerbstätigkeit, was zu einer niedrigen Fertilitätsrate von 1,3 Kindern pro Frau führt. Die Soziologin betont, dass eine Umverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zu Produktivitätsgewinnen führen könnte. Sie fordert ein Umdenken in der Politik, um auch den Anliegen junger Familien mehr Gehör zu schenken. Ein möglicher Ansatz wäre ein „Wahlrecht für Kinder“, bei dem Eltern mit nicht wahlberechtigten Kindern zusätzliche Stimmen bei Wahlen abgeben könnten.

Herausforderungen und Sorgen der Österreicher angesichts des demographischen Wandels

Eine Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der ÖAW zeigt, dass viele Österreicher die Herausforderungen des demographischen Wandels erkennen. Besonders besorgniserregend sind die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, den Fachkräftemangel und die Finanzierung des Pensionssystems. Maßnahmen zur verstärkten Integration von Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt und zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen stoßen auf breite Zustimmung.

Weniger beliebt sind hingegen Maßnahmen wie eine Anhebung des Pensionsantrittsalters oder eine Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge. Die Politik wird aufgefordert, kreative Lösungen zu finden, um den demographischen Herausforderungen zu begegnen und gleichzeitig die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Es bleibt abzuwarten, ob die Politik auf diese Forderungen eingehen wird und wie sich die Situation in den kommenden Jahren entwickeln wird.