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Alfred Gusenbauer verpasst Signa-Sitzungen

Die Signa-Gruppe von René Benko hat die mit Milliarden-Abstand größte Pleite der österreichischen Nachkriegsgeschichte hingelegt. Heerscharen an Kriminalisten, Anwälten und Wirtschaftsprüfern versuchen derzeit, Licht ins Dunkel eines verschachtelten Konzerns zu bringen, der die vorsätzliche Verschleierung zum Prinzip erhoben hatte. Für die Ermittler wird es immer klarer, dass Finanzjongleur Benko bis kurz vor dem Zusammenbruch sämtliche Fäden in der Hand hielt. Unklar ist noch, welche Rolle der zum Teil prominent besetzte Aufsichtsrat in wesentlichen Signa-Konzerngesellschaften spielte.

Augen zu und durch? Haben die von Benko gut honorierten Kontrolleure ihre Rolle ernst genommen? Oder steht die Sitzung aus dem Jahr 2014, die im noblen Sechs-Sterne-Chalet N am Arlberg gerade einmal zehn Minuten dauerte, als Sinnbild für das Versagen der Signa-internen Aufsicht? „Krone“-Recherchen deuten darauf hin, dass zumindest ein prominenter Aufsichtsrat mehrfach beide Augen zugedrückt haben muss. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ausgerechnet der enge Benko-Vertraute und Millionenberater Alfred Gusenbauer, bis ins Frühjahr 2024 an der Spitze diverser Aufsichtsräte, nahm seine Rolle bei Signa-Sitzungen offensichtlich nicht immer allzu ernst.

Gusenbauer: Ein Altkanzler im Schlaf

Auf zwei Fotos, die der Krone zugespielt wurden, ist eindeutig zu erkennen, dass sich der Altkanzler ein kurzes Nickerchen gönnt. Beide Bilder stammen aus dem Jahr 2019. Einmal ist Ex-Raiffeisen-Bank-International-Boss Karl Sevelda am Rande zu erkennen. Ein anderes Mal der ehemalige Casinos-Vorstand Karl Stoss. Beide Signa-Aufsichtsräte wirken, im Gegensatz zu Ex-Regierungschef Alfred Gusenbauer, verhältnismäßig wach.

Ein fliegender Wechsel in die Signa

Gusenbauer hatte bereits im Dezember 2008, nur zwei Wochen nach seinem Aus im Kanzleramt, einen unterschriftsreifen Vertrag mit Benkos Signa Holding in der Tasche, der ihm ab Februar 2009 eine jährliche Basisvergütung von in etwa einem Kanzlergehalt (280.000 Euro) garantieren sollte. Exklusive Bonuszahlungen. Für eine Woche Arbeit pro Monat. Bald darauf wurde der heute 64-jährige Ex-Politiker an die Spitze der Aufsichtsräte der Signa Prime sowie der Signa Development berufen, die wie die Signa Holding Ende 2023 unter einer Schuldenlast in Milliardenhöhe zusammenkrachten.

Für internationale Schlagzeilen sorgte der ehemalige SPÖ-Kanzler im Herbst 2023: Damals wurde bekannt, dass er der Signa Holding allein in den Jahren 2020 bis 2023 für Beratungen im Zusammenhang mit den Galeria Karstadt Kaufhof-Turbulenzen in Summe zwölf Millionen Euro in Rechnung gestellt hat.

Das Versagen der Signa-internen Aufsicht

Die aktuellen Enthüllungen werfen ein grelles Licht auf das Versagen der Signa-internen Aufsichtsorgane. Mit Alfred Gusenbauer als prominentem Aufsichtsrat wirft dies auch ein schlechtes Licht auf die Rolle ehemaliger Politiker in der Wirtschaft. Die Tatsache, dass Gusenbauer während Sitzungen schlief, wirft Fragen auf, ob die Kontrolleure ihre Pflichten ernsthaft wahrgenommen haben.

Es ist entscheidend, dass Aufsichtsratsmitglieder wie Gusenbauer eine aktive Rolle bei der Überwachung und Steuerung von Unternehmen spielen. Wenn sie stattdessen während wichtiger Sitzungen schlafen, kann dies schwerwiegende Konsequenzen für die Unternehmen und deren Stakeholder haben.

Die Verantwortung der Aufsichtsräte

Aufsichtsratsmitglieder haben die Verantwortung, die Geschäftsleitung zu überwachen und sicherzustellen, dass das Unternehmen im Einklang mit den Gesetzen und Richtlinien agiert. Wenn Mitglieder wie Gusenbauer diese Verantwortung nicht ernst nehmen, kann dies zu schwerwiegenden Fehlern und finanziellen Verlusten führen.

Es ist wichtig, dass Aufsichtsratsmitglieder wie Gusenbauer ihre Pflichten im Sinne der Aktionäre und des Unternehmens wahrnehmen. Durch aktive Beteiligung und kritische Überprüfung können sie dazu beitragen, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren.

Die Rolle von Alfred Gusenbauer

Alfred Gusenbauer, der als ehemaliger österreichischer Bundeskanzler eine lange politische Karriere hinter sich hat, hatte nach seinem Ausscheiden aus der Politik eine neue Rolle als Berater und Aufsichtsrat in der Wirtschaft gefunden. Seine Verbindungen und Erfahrungen sollten dazu beitragen, Unternehmen wie die Signa-Gruppe zu lenken und zu kontrollieren.

Jedoch werfen die jüngsten Enthüllungen ein zweifelhaftes Licht auf seine Rolle bei Signa. Das Schlafen während wichtiger Sitzungen lässt Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit und seinem Engagement aufkommen. Als hochbezahlter Berater und Aufsichtsrat hätte Gusenbauer eine wichtige Rolle bei der Überwachung und Steuerung des Unternehmens spielen sollen.

Es bleibt abzuwarten, wie diese Enthüllungen die Zukunft von Alfred Gusenbauer und seine Rolle in der Wirtschaft beeinflussen werden. Es ist entscheidend, dass Aufsichtsratsmitglieder wie er ihre Verantwortung ernst nehmen und sich aktiv für die Interessen des Unternehmens und seiner Stakeholder einsetzen.