Österreich steckt derzeit in einer wirtschaftlichen Rezession, die bereits das zweite Jahr in Folge anhält. Im Vergleich zu anderen EU-Staaten hat die Alpenrepublik in den letzten anderthalb Jahren die zweitschlechteste Entwicklung verzeichnet. Laut IHS-Chef Holger Bonin, unter Berufung auf Eurostat-Daten, schrumpfte nur die irische Wirtschaft noch stärker. Von Anfang 2023 bis zur Mitte dieses Jahres schrumpfte die heimische Wirtschaft um 1,7 Prozent. Die neue Regierung steht unter erheblichem Spardruck.
Bonin führte im „Mittagsjournal“ am Freitag mehrere Gründe für die wirtschaftliche Misere an. Er wies auf die gravierenden Konjunkturprobleme in Deutschland hin, an dessen Wirtschaft Österreich stark gebunden ist. Die gestiegenen Energiepreise aufgrund der Abhängigkeit von russischem Gas haben ebenfalls stark belastet. Hinzu kommt, dass die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs in den letzten Jahren stark gelitten hat. Die Reallöhne in Österreich stiegen in den letzten fünf Jahren um 2,4 Prozentpunkte stärker als im Euroraum.
Es herrscht eine Atmosphäre des Angstsparens aufgrund eines ausgeprägten Pessimismus, der hier stärker ausgeprägt ist als in anderen europäischen Ländern. Bonin betonte, dass Reformen dringend erforderlich sind, auch wenn unklar ist, was die nächste Regierung plant. Viele erwarten Steuererhöhungen oder Leistungskürzungen, da das Budgetdefizit stark angestiegen ist. Ein Konjunkturpaket fehlt sowohl die Zeit als auch das Geld. Die nächste Regierung muss das Budget sanieren und gleichzeitig für eine Senkung der Arbeitskosten sorgen, was jedoch Zeit benötigt.
Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, warnt ebenfalls vor dem Sparen aufgrund der aktuellen nicht nachhaltigen Haushaltssituation. Österreich und Deutschland hinken konjunkturell hinterher, da bestimmte Industrien stärker von den gestiegenen Energiepreisen betroffen sind und die Kauflaune gedämpft ist. Ökonomen hatten erwartet, dass die gestiegenen Realeinkommen Ende 2023 zu einer Erholung der Kauflust führen würden, was jedoch nicht eingetreten ist.
Insgesamt zeigt sich bei einem Treffen des IWF und der Weltbank in Washington, dass Indien, die USA und China der Eurozone beim Wirtschaftswachstum weit voraus sind. Es ist klar, dass Österreich vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen steht und dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Situation zu verbessern.