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Schließung des Betriebs im Asylheim am Semmering

Überraschung am Dienstagvormittag: Das Asylquartier in Steinhaus am Semmering wird geschlossen, wie die Gemeinde Spital und die Bundesbetreuungsagentur (BBU) im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgaben. Bereits im Frühjahr hatte eine mehrwöchige Räumung des Heims für einiges an Aufruhr gesorgt. Der Räumungsgrund war damals ein Bescheid der Gemeinde, in dem aufgrund brandschutzrechtlicher Mängel „Gefahr im Verzug“ festgestellt wurde.

Nun wird der Betrieb im Asylheim zehn Jahre nach der ursprünglichen Eröffnung stillgelegt, als Grund führt man einen starken Rückgang der Flüchtlingszahlen an. Derzeit seien rund 1000 Personen in den Einrichtungen der BBU, die sich um die Erstankunft von Asylwerbern in Österreich kümmert, untergebracht. 2022 waren es etwa noch 12.000. Auch am Semmering war man zuletzt weit vom Höchststand von 390 Personen im Herbst 2022 entfernt, vor der Schließung waren 20 Personen im Heim wohnhaft. „Unsere Arbeit passiert in einem sehr volatilen Bereich. Wir wissen oft nicht, wann Flüchtlingsströme starten und sind sehr von externen Faktoren abhängig“, erklärt BBU-Geschäftsführer Andreas Achrainer. Von einer potenziellen nächsten Welle sei man derzeit weit entfernt, „im Moment greifen die Maßnahmen der Bundesregierung. Wir sind aktuell kein Zielland.“ Deshalb wurde nun dementsprechend die Zahl an BBU-Einrichtungen reduziert: Während man 2022 noch 34 Asylheime betrieb, sind es heute nur noch zwölf. „Es geht darum, dass wir unsere Ressourcen gut nutzen. Wir hantieren hier mit Steuergeldern“, so Achrainer. 15 der geschlossenen Einrichtungen, unter anderem auch jene in Spital am Semmering, behält man sich allerdings in Vorhaltekapazität. Das bedeutet, dass man diese gegebenenfalls innerhalb kürzester Zeit reaktivieren könnte. Achrainer spricht dabei von etwa einer Woche, in der man das Heim betriebsbereit bekommen könnte, verweist aber auch darauf, dass dabei zahlreiche Faktoren wie etwa das Personal mitspielen müssten. Wie bei der letzten Stilllegung 2018, als man sich in einer ähnlichen Phase befand, kehrt somit Stille in das ehemalige Hotel ein. Die Asylwerber wurden von Spital teilweise in andere Bundesbetreuungseinrichtungen wie jene in Kindberg gebracht, zum Teil sind sie auch bereits in die Landesbetreuung übergegangen. „Die Durchlässigkeit ist in diesem Bereich aktuell sehr gut“, meint Achrainer. Für das Personal geht es ebenfalls zum Teil mit Versetzungen in anderen Heimen weiter. „Allerdings muss man sich bei einer Stillegung auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Da sind wir auch ein Wirtschaftsbetrieb“, so Achrainer.

Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft

Die Schließung des Asylheims am Semmering hat auch Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft in Steinhaus. Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner hatten über die Jahre hinweg Kontakt zu den Asylwerbern und es gab verschiedene Projekte und Initiativen, die das Zusammenleben gefördert haben. Mit dem Wegfall des Asylheims fehlt nun ein wichtiger Bestandteil der Vielfalt in der Gemeinde. Bürgermeisterin Maria Müller äußerte sich dazu und betonte, dass man nun gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Lösungen finden müsse, um das soziale Gefüge in Steinhaus aufrechtzuerhalten.

Perspektiven für die Zukunft

Trotz der aktuellen Schließung des Asylheims am Semmering und des Rückgangs der Flüchtlingszahlen gibt es auch Perspektiven für die Zukunft. Die BBU plant, die verbleibenden Einrichtungen effizienter zu nutzen und gegebenenfalls bei Bedarf schnell reaktivieren zu können. Zudem wird verstärkt auf die Integration der bereits in Österreich lebenden Asylwerberinnen und Asylwerber gesetzt. Programme zur Sprachförderung, beruflichen Qualifikation und kulturellen Teilhabe sollen weiter ausgebaut werden, um den Menschen eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen. Auch die Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen und Unternehmen wird verstärkt, um den Asylwerbern den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern.

Fazit

Die Schließung des Asylheims am Semmering markiert einen Wendepunkt in der Betreuung von Asylwerbern in Österreich. Mit dem Rückgang der Flüchtlingszahlen und der Anpassung der Strukturen durch die BBU werden neue Wege für die Unterbringung und Integration von Schutzsuchenden beschritten. Die Herausforderungen bleiben jedoch bestehen, und es gilt, weiterhin solidarisch und verantwortungsbewusst mit den Menschen umzugehen, die vor Krieg, Verfolgung und Not geflohen sind. Die Zukunft wird zeigen, wie sich die Situation entwickelt und welche Maßnahmen notwendig sind, um den Schutzbedürftigen ein sicheres und menschenwürdiges Leben in Österreich zu ermöglichen.