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Soravia ergreift Schutzmaßnahmen für ehemalige Brotfabrik in Schwechat

Der Wiener Immobilienkonzern Soravia sieht sich als Eigentümer des Areals mit den ehemaligen Hammerbrotwerken in Schwechat mit einer zunehmenden Herausforderung durch Vandalismus konfrontiert. Die historischen Backsteinbauten, die seit der Einstellung der Brotproduktion im Jahr 1969 leer stehen, werden nicht nur durch natürlichen Verfall, sondern auch durch wiederholte Vandalismusakte beschädigt. Insbesondere der Großbrand am 10. August und ein weiterer Brand am Dienstagabend, den 13. August, haben erhebliche Auswirkungen auf die Bausubstanz gehabt. Seit Anfang 2023 hat es bereits vier Brände auf dem Gelände gegeben, was die 1908 und 1909 errichteten Gebäude stark belastet hat.

Die Auswirkungen der Brände auf die historischen Bauten werden derzeit von Soravia geprüft. Laut Unternehmenssprecherin Andrea Rois sollen als Reaktion auf die jüngsten Brände zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört unter anderem die Einrichtung einer erweiterten Absperrung rund um die betroffenen Gebäude. Trotz dieser Maßnahmen ist Soravia sich bewusst, dass es nahezu unmöglich ist, ein verlassenes Areal wie die Hammerbrotwerke vollständig vor unerlaubtem Zutritt und damit vor Brandstiftung oder Vandalismus zu schützen.

Die Backsteinbauten der ehemaligen Hammerbrotwerke sind mittlerweile rund 115 Jahre alt und stellen ein wichtiges historisches Erbe dar. Soravia ist seit 2018 Eigentümer des Areals und hat in den letzten Jahren versucht, verschiedene Bauprojekte umzusetzen. Ursprünglich war ein Wohnbauprojekt geplant, doch aufgrund der räumlichen Nähe zur Air Liquide und vor allem der OMV-Raffinerie wurden diese Pläne verworfen. Stattdessen strebt Soravia nun die Entwicklung eines Gewerbeprojekts an, das jedoch aufgrund der Seveso-Richtlinie, die zur Beherrschung der Gefahren bei schweren Unfällen mit gefährlichen Stoffen geschaffen wurde, in der Warteschleife hängt.

Im Frühjahr 2023 brach ein Feuer nicht in den historischen Bauten, sondern in den deutlich jüngeren leerstehenden Silos aus. Die Schäden sind bis heute sichtbar und zeigen die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen auf dem Gelände. Aufgrund der Seveso-Richtlinie, die mittlerweile Teil der niederösterreichischen Bauordnung ist, befindet sich das Areal in einem von der Regierung berechneten 1.200 Meter großen Gefährdungskreis. Dies erschwert die Aufhebung der Aufschließungszone und die Umsetzung von Bauprojekten erheblich.

Die Gemeinde Schwechat hat eine Fachfirma mit einer Einzelbetrachtung beauftragt, um festzustellen, ob die potenziell gefährlichen Anlagenbereiche der Hammerbrotwerke ausreichend weit von den Seveso-Betrieben entfernt sind. Eine positive Entscheidung könnte die Entwicklung des Areals ermöglichen und die historische Bausubstanz erhalten. Soravia appelliert an die Entscheidungsträger, schnell zu handeln, um die Zukunft des Geländes zu sichern und weitere Schäden zu verhindern.

Die „Seveso“-Richtlinie, benannt nach einem folgenschweren Chemieunfall in der italienischen Stadt Seveso im Jahr 1976, regelt die Sicherheitsstandards für Betriebe, die mit gefährlichen Stoffen arbeiten. In Schwechat sind neben der OMV-Raffinerie auch das benachbarte Borealis-Werk, Air Liquide und der Flughafen davon betroffen. Die Einhaltung der Richtlinie ist entscheidend für die Sicherheit von Mensch und Umwelt und hat direkte Auswirkungen auf die Entwicklung von Industriegebieten wie den Hammerbrotwerken.

Insgesamt steht Soravia vor der Herausforderung, die historische Bausubstanz der ehemaligen Hammerbrotwerke zu schützen und gleichzeitig eine nachhaltige Nutzung des Areals zu ermöglichen. Die aktuellen Schutzmaßnahmen sind ein erster Schritt, aber langfristige Lösungen erfordern eine sorgfältige Planung und Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden. Nur so kann das Erbe der Hammerbrotwerke bewahrt und zukünftige Schäden vermieden werden.