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Sturm in der Steiermark: 120 km/h Windböen und 20.000 Haushalte ohne Strom

Mehr als 300 Mal mussten die Feuerwehren in der Steiermark am Samstag unwetterbedingt ausrücken, in den Nachtstunden spitzte sich die Lage aufgrund der orkanartigen Winde weiter massiv zu. Zwischen Samstag 0 Uhr bis Sonntag 8 Uhr mussten die steirischen Wehren 900 Mal ausrücken, 3000 Einsatzkräfte stehen seit Samstag im Dauereinsatz. In der Oststeiermark, der östlichen Obersteiermark und im steirischen Zentralraum fielen mehr als 500 Trafostationen aus. „Im Moment haben 20.000 Haushalte keinen Strom“, berichtet Energie Steiermark-Sprecher Urs Harnik-Lauris. „Um 2 Uhr nachts haben wir bislang den Höchstwert erreicht. Es gibt inzwischen keine Region mehr, wo es keine Ausfälle gibt.“ Um 11 Uhr kommt Landeshauptmann Christopher Drexler gemeinsam mit Harald Eitner vom Katastrophenschutz Steiermark, Landesbranddirektor Christian Leitgeb und Harnik-Lauris in der Landesleitzentrale für einen Lageüberblick zusammen. Die städtischen Gebiete seien laut Harnik-Lauris weniger betroffen, allerdings fiel unter anderem auch im Grazer Stadtteil Straßgang am späten Samstagabend kurzzeitig der Strom aus, auch in der Gemeinde Kumberg blieb es finster. „Das Problem ist, dass sich die Lage immer noch nicht entspannt hat und wir in jedem Fall einschätzen müssen, ob Reparaturarbeiten sicher durchgeführt werden können. Wo auch immer es zu verantworten ist, sind unsere Mitarbeitenden seit den frühen Morgenstunden im Einsatz“, so der Energie Steiermark-Sprecher.

Sturmböen mit mehr als 100 km/h

Die Oststeiermark hatte durch die Sturmböen nicht nur mit Stromausfällen zu kämpfen, zahlreiche Bäume wurden durch die Windspitzen von mehr als 100 km/h wie Zahnstocher umgeknickt. 118 km/h wurden zwischenzeitlich in Hartberg gemessen, teilte Meteorologe Christoph Matella von Ubimet. Örtlich wurden im Mürztal und im Bezirk Leoben in den Nachtstunden sogar mehr als 120 km/h gemessen. In Thörl im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag wurde Zivilschutzalarm ausgerufen, das Warnsystem AT-Alert schickte Meldungen an Handys aus.

Feuerwehreinsätze und Stromausfälle

Im Dauereinsatz befindet sich seit Samstagnachmittag unter anderem die Feuerwehr Rohrbach am Kulm, dort wurden durch die Böen zahlreiche Dächer abgedeckt. Auch einige große Bäume hielten dem Wind nicht mehr stand. Gegen 22 Uhr musste die Wehr ihren Einsatz aus Sicherheitsgründen allerdings abbrechen. Auch im Bezirk Hartberg waren viele Verkehrswege teils unpassierbar. „Kurzzeitig wurden auch Personen dadurch eingeschlossen, verletzt wurde aber zum Glück niemand“, vermeldet Bereichsfeuerwehrsprecher Hans Peter Feichtinger. Auch Autos wurden von Bäumen getroffen, wie Landesfeuerwehrsprecher Thomas Meier berichtet, die im Auto eingeschlossenen Personen konnten von der Feuerwehr allerdings ebenfalls unverletzt befreit werden. Die Feuerwehr hat die Bevölkerung im gesamten Bezirk Hartberg unterdessen gebeten, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Verkehrsbeeinträchtigungen und Infrastrukturschäden

Die A2 Südautobahn musste unterdessen bei Sebersdorf und Bad Waltersdorf wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden, die Arbeiten dauern voraussichtlich noch bis in den Vormittag hinein. Örtlich kann über die S6 ausgewichen werden, vermeldet die Antenne Steiermark. Auch die Südbahn-Strecke zwischen Wiener Neustadt und Mürzzuschlag ist im Moment gesperrt. Eingeschränkt war am späten Samstagabend auch der öffentliche Verkehr in Graz, der Wind hatte in Andritz eine ganze Hecke entwurzelt, diese war auf die Straßenbahnschienen gefallen – ein Schienenersatzverkehr musste eingerichtet werden. Während in der Oststeiermark und in Graz-Umgebung der Sturm Probleme machte, kam es in Liezen, Leoben und Bruck/Mürzzuschlag zusätzlich zu heftigen Regenfällen, auch kleinere Muren gingen im Ennstal ab. „Die aktuellen Wetterprognosen lassen leider keine Entspannung erwarten“, so Meier. „Wir appellieren an die Bevölkerung, sich möglichst nicht im Freien aufzuhalten.“

Umgang mit Tierwelt und Hilfsanfragen

Der plötzliche Wintereinbruch in der Obersteiermark setzt auch den Tieren zu. Zugvögel wie die Mehlschwalbe wurden vom Schnee überrascht, ganze Kolonien finden nun kein Futter mehr, weil sie Insekten im Flug fressen. Auf der Planneralm landeten unter anderem bereits mehrere geschwächte Vögel im Schnee. Auch Wind und Regen hindern die Vögel daran in den Süden zu fliegen. Die Organisation BirdLife bittet, Schwalben, die auf Fensterbänken, Balkonen und unter Dachvorsprüngen Schutz suchen, nicht zu stören, damit sie nicht noch mehr Energie verlieren. Am Boden liegende, geschwächte Schwalben sollen in Auffangstationen gebracht werden. Am Sonntagmorgen wurde das gesamte Bundesland Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt, die Niederösterreicher forderten deshalb Unterstützung aus der Steiermark an. Insgesamt 200 Einsatzkräfte des Katastrophenhilfsdienstes aus Feldbach, Deutschlandsberg, Judenburg und Leibnitz wurden aus diesem Grund nach Tulln entsandt.