Eine Person wurde nach einer tödlichen Messerattacke in einer Flüchtlingsunterkunft festgenommen, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Dies ist die zweite Festnahme im Zusammenhang mit dem Fall. Kurz zuvor hatte die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) die Bluttat für sich reklamiert.
Der IS erklärte in seinem Kanal im Kurznachrichtendienst Telegram, dass die Tat von einem seiner Mitglieder als „Rache für Muslime in Palästina und überall“ verübt worden sei. Es wurde jedoch kein Beweis dafür vorgelegt, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt. Auch gibt es keinen Nachweis für einen Kontakt zwischen dem IS und dem Attentäter.
Die Tat ereignete sich am Freitag, als ein Mann drei Menschen tötete und acht weitere verletzte. Der Angriff fand auf dem Fronhof, einem Marktplatz in Solingen, statt, wo Live-Bands im Rahmen eines Festivals zum 650-jährigen Stadtjubiläum auftraten. In der Mitteilung, die auch beim IS-Sprachrohr AMAQ veröffentlicht wurde, hieß es zudem, dass der Angriff einer „Gruppe von Christen“ gegolten habe.
Die Ermittler schlossen nicht aus, dass es sich um eine „terroristisch motivierte Tat“ handelte. Ein 15-Jähriger, der kurz vor der Tat möglicherweise Kontakt mit dem mutmaßlichen Täter hatte, wurde am Samstag festgenommen.
Vor der zweiten Festnahme stürmte die Polizei die Flüchtlingsunterkunft im früheren Finanzamt von Solingen mit starken Kräften. Ein Polizeisprecher erklärte: „Wir haben Hinweise erhalten, und aufgrund dessen führen wir gerade polizeiliche Maßnahmen durch.“ Ein Spezialeinsatzkommando war ebenfalls im Einsatz, und der Bereich wurde von einer Hundertschaft abgesperrt.
Der Täter, ein bisher unbekannter Mann, stach am Freitagabend auf mehrere Menschen auf einem Stadtfest in Solingen ein. Die Polizei geht davon aus, dass es sich um einen männlichen Täter handelt, der gezielt auf die Hälse der Opfer zustach. Drei Menschen wurden getötet – ein 67-Jähriger, ein 56-Jähriger und eine 56-Jährige. Vier Opfer schwebten in Lebensgefahr, zwei weitere waren schwer und zwei leicht verletzt. Nach der Tat wurden Messer beschlagnahmt, die nun einzeln untersucht werden. Ein Tatzusammenhang war noch unklar, und nähere Angaben zu dem Täter wurden bisher nicht gemacht. Die Polizei rief die Bevölkerung zur Vorsicht auf.
Die Ermittlungen in alle Richtungen wurden fortgesetzt, und es gab mehrere Durchsuchungen im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Die Ermittlungen liefen wegen dreifachen Mordes und achtfachen versuchten Mordes. Der Anfangsverdacht eines terroristischen Hintergrunds ergab sich daraus, dass „kein anderes Motiv ersichtlich“ sei, so die Staatsanwaltschaft. Die Opfer hätten „in keiner Beziehung zueinander gestanden“, und die Behörden gehen von einem Einzeltäter aus. Die Polizeipräsenz wurde erhöht.
Die Polizei bat die Bevölkerung um Mithilfe und richtete ein Hinweisportal ein, auf dem Informationen zur Tat oder dem Täter abgegeben werden konnten. Derweil wurden in nordrhein-westfälischen Städten geplante Feste aufgrund der unklaren Sicherheitslage abgesagt.
Die Tat löste deutschlandweit Entsetzen aus, und Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete den Anschlag als „schreckliches Ereignis“. Er sei „sehr bestürzt“ und forderte, den Täter rasch zu fassen und mit der vollen Härte des Gesetzes zu bestrafen. Scholz äußerte sein Mitgefühl für die Opfer und ihre Familien.
Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser besuchte Solingen, um sich ein Bild der Lage zu machen. Sie verurteilte den Anschlag als „aufs Tiefste zu verurteilen und widerwärtig“ und rief zum Zusammenhalt der Gesellschaft auf.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst bezeichnete die Tat als „Akt des Terrors“, der das Land ins Herz getroffen habe. Er betonte jedoch, dass Deutschland nicht wanken werde und die Art zu leben verteidigen müsse.
Eine Debatte über ein schärferes Messerverbotsgesetz in Deutschland entbrannte, und die FDP signalisierte Zustimmung zu einer Verschärfung. Die SPD forderte eine deutliche Verschärfung der Gesetze und ein nahezu komplettes Messerverbot auf Straßen.
Am Abend fand in der Solinger Fußgängerzone eine Andacht statt, an der Hunderte trauernde Menschen teilnahmen. Die Stadt war von Trauer und Solidarität geprägt, als Menschen Blumen und Kerzen niederlegten, um den Opfern zu gedenken.