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Kickl: Beweggründe für den Wunsch nach Position eins

Im Gespräch mit ORF-Moderator Martin Thür präsentierte sich Herbert Kickl fast schon zahm, als er seine Verbundenheit zur Natur betonte. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, eine Spitze gegen die politische Konkurrenz abzufeuern, indem er den U-Ausschuss, bei dem er seinen zweiten Auftritt absagte, als „verfassungswidrig“ bezeichnete. Kickl betonte auch, dass es den politischen Mitbewerbern nicht schaden würde, „ein bissal Distanz und Abstand zu gewinnen“.

Populistische Positionen schloss der FPÖ-Chef jedoch nicht aus. Er warnte vor neuen Steuern jeglicher Art, die seiner Meinung nach den Wirtschaftsstandort Österreich schädigen würden. Kickl kritisierte die bisherige Wirtschaftspolitik und warf der Regierung vor, das Land in einen „klinisch Toten“ zu verwandeln.

Sozialpolitisch forderte Kickl erneut, die Mindestsicherung nur für Staatsbürger zugänglich zu machen und forderte steuerliche Anreize für Leistungsträger. Er behauptete, dass solche Veränderungen nur mit einer freiheitlichen Partei möglich seien, da diese nicht mit dem bestehenden System verbunden sei. Aus diesem Grund strebe er die Position eins an.

Kickl betonte, dass er den Wahlsieg bereits im Blick habe. Er bestritt, ideologisch mit den Linken etwas gemeinsam zu haben, und betonte lediglich den Willen zur Systemveränderung. Er warnte davor, diesen Weg wie Andreas Babler zu gehen, da dies seiner Meinung nach zurück Richtung Kommunismus führen würde.

In Bezug auf die Corona-Pandemie warf Kickl der Regierung vor, die Grundrechte und demokratischen Werte beschnitten zu haben. Er kritisierte die Einschränkungen und behauptete, dass Menschen, die für ihre Freiheitsrechte eintraten, kriminalisiert wurden. Kickl bezeichnete den Sturm auf das Parlament und ein Versicherungsgebäude als erfunden und von den Medien verbreitet.

Der FPÖ-Chef griff auch das Thema Terrorismus und Überwachung auf und bezeichnete das neue Überwachungsgesetz als „Gummiparagraf“. Er forderte eine Fokussierung auf den extremistischen Islam und lehnte die geplante Messenger-Überwachung ab.

Kickl wies den Vorwurf des typischen Berufspolitikers zurück und drohte dem ORF-Moderator Thür sogar mit juristischen Problemen, als dieser aus den Akten zitierte, die von SPÖ und ÖVP im U-Ausschuss vorgelegt wurden. Er wies auch die Vorwürfe seiner Firmenbeteiligung an einer Kommunikationsagentur zurück und beschuldigte Thür, sich von einer Propagandawalze vereinnahmen zu lassen.

Obwohl Kickl seine Nähe zum ungarischen Regierungschef Viktor Orban herunterspielte, betonte er, dass er Orban sogar kritisiert habe, als dieser Schlepper freigelassen habe.

In Bezug auf die Migrationspolitik äußerte sich Kickl überraschend zurückhaltend und sprach von einer „Leistungskultur“. Er plädierte für eine Attraktivierung des österreichischen Arbeitsmarktes für Fachkräfte, da das Land nicht mehr in der Lage sei, wesentliche Berufe auszubilden. Er betonte jedoch, dass eine Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften keine langfristige Lösung sei.

Kickl bekräftigte, dass nur derjenige, der bei der Wahl die Position eins erreicht, den Kanzleranspruch stellen könne. Er sah die FPÖ als „Partei der Mitte“, die von ihren Gegnern oft als „rechtsextrem“ diffamiert werde.