news-07112024-221809

Entschuldigung, aber das ist gegen das Gesetz.“ Dies könnten Eltern in Australien bald zu ihren Kindern sagen, wenn sie ihnen den Zugang zu sozialen Netzwerken verwehren wollen. Dieser Vorschlag stammt von Premier Anthony Albanese, der plant, Unter-16-Jährige von Plattformen wie TikTok und Instagram auszuschließen. Die Details sollen am Freitag im Kabinett besprochen und noch in diesem Monat im Parlament vorgelegt werden. Bis zur Umsetzung des Verbots wird es etwa ein Jahr dauern. Albanese argumentiert, dass soziale Medien sozialen Schaden anrichten und Kinder von echten Freundschaften und Erfahrungen fernhalten. Die Maßnahme wird weltweit aufmerksam verfolgt, da die Verantwortung, das Mindestalter zu überprüfen, auf die Internetplattformen übertragen werden soll.

Laut dem Kommunikationswissenschaftler Matthias Karmasin von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wäre dies technisch sowohl für die Tech-Konzerne als auch für einzelne Länder machbar. Er verweist auf Länder wie Russland und China, die die Nutzung von sozialen Netzwerken aus verschiedenen Gründen stark einschränken. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass es nicht um Zensur geht, sondern dass Meinungs- und Informationsfreiheit gewahrt bleiben müssen. Einige Gegner von Verboten argumentieren, dass Jugendliche auch vor anderen schädlichen Einflüssen geschützt werden sollten, wie Alkohol, Zigaretten und Pornografie.

In Österreich ist ein solches Verbot derzeit politisch nicht relevant. Doch in der EU herrscht weitgehender Konsens darüber, dass der Umgang mit sozialen Medien strenger reguliert werden sollte. Es gibt jedoch Uneinigkeit darüber, inwieweit Staaten oder die EU in die Nutzung eingreifen sollten. Es ist unbestritten, dass übermäßiger Gebrauch von sozialen Medien negative Auswirkungen haben kann, wie Körperwahrnehmungsprobleme, Mobbing, Aggression, Manipulation, Desinformation und Polarisierung.

Besonders Jugendliche sind anfällig für diese Risiken, da sie soziale Netzwerke als Hauptinformationsquelle nutzen, auch für seriöse Nachrichten. Der US-Wahlkampf hat gezeigt, wie schnell sich Falschinformationen verbreiten können. Daher ist es wichtig, nicht nur bei Jugendlichen anzusetzen, sondern auch bei Erwachsenen, um die negativen Auswirkungen von sozialen Medien einzudämmen.

Der Digital Services Act der EU zielt darauf ab, die Risiken von Sucht, Mobbing und Desinformation zu reduzieren. Andere Länder haben ebenfalls Maßnahmen ergriffen, um den Schutz von Jugendlichen zu gewährleisten. Frankreich plant eine Altersprüfung für Unter-13-Jährige auf Plattformen wie Facebook und Snapchat. Irland und Belgien arbeiten an ähnlichen Systemen. Die Niederlande und Griechenland haben Handy-Verbote an Schulen eingeführt, während in Italien Lehrer dafür plädieren. Norwegen prüft ein Verbot ähnlich dem in Australien.

Matthias Karmasin betont die Bedeutung der Förderung von Medienkompetenz, um den Umgang mit Hass, Hetze und Propaganda zu erlernen. Er weist auch auf Lösungen in anderen EU-Ländern hin, die darauf abzielen, Jugendliche zu schützen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussion um soziale Medien und mögliche Verbote weiterentwickeln wird.