Ungewöhnliches Hochwasserereignis: Rekordfluten in Deutschland
Niederösterreich steht unter Wasser. Häuser werden evakuiert, Straßen verwandeln sich in Flüsse, und der Regen fällt weiter. Das Wasser ist in Niederösterreich überall. Überall dort, wo es nicht sein soll. Braun und mit zerstörerischer Kraft wälzt es sich durch Straßen, dringt in Häuser ein, setzt Spielplätze unter Wasser, bildet Seen auf Wiesen, reißt Bäume, Äste und alles, was nicht fest ist, mit. Die Situation ist brandgefährlich.
Häuser werden evakuiert, Straßen verwandeln sich in Flüsse, und der Regen fällt weiter. Das Wasser ist in Niederösterreich überall. Überall dort, wo es nicht sein soll. Braun und mit zerstörerischer Kraft wälzt es sich durch Straßen, dringt in Häuser ein, setzt Spielplätze unter Wasser, bildet Seen auf Wiesen, reißt Bäume, Äste und alles, was nicht fest ist, mit. Die Situation ist brandgefährlich.
In Klosterneuburg hat sich der kleine Kierlingbach in einen reißenden Fluss verwandelt. Ein Video auf der Plattform X zeigt, wie er Autos die Straße hinunterschwemmt, als wären sie kleine Spielzeugfiguren. Seit Samstag befindet sich das Bundesland Niederösterreich im Katastrophenzustand. Überall gehen Flüsse und Bäche über, Rekorde à la 30- bis 100-jährliches Hochwasser werden überschritten oder gestreift. Regenmengen, die teils viermal so hoch sind wie in einem durchschnittlichen September, gehen nieder. Es ist eine Situation, wie es sie in diesem Ausmaß laut Experten noch nie gab.
Entspannung Mitte der Woche
„Es gibt hier große Druckpunkte, wo einerseits gegen die Wassermassen gekämpft wird und auch gegen den Sturm“, sagte Kanzler Karl Nehammer am Sonntag nach einer Krisensitzung. Eine Entspannung gibt es erst ab Dienstag oder Mittwoch. Davor wird es noch schlimmer. Der Stausee Ottenstein sollte am Sonntag seine Speicherkapazität erreichen – dann läuft auch er über. „Niederösterreich befindet sich in einer dramatischen Situation“, hatte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner davor schon gesagt.
Die Feuerwehr war mit 1160 Feuerwehren und 20.000 Mitgliedern im Dauereinsatz. Zusätzlich wurden Einsatzkräfte und Spezialgeräte aus den benachbarten Bundesländern angefordert. Das Bundesheer stand mit 1000 Mann im Assistenzeinsatz zur Verfügung. In vielen Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst.
Ihre Häuser sollten die Bürger nur verlassen, wenn es nicht anders ging. Längst konnte die Feuerwehr nicht mehr allen Hilferufen nachkommen. „Wir haben derzeit 2000 Einsätze auf der Warteliste, und es werden minütlich mehr“, sagte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. „Die Priorität liegt auf der Rettung von Menschen.“ Sie mussten aus ihren Häusern zum Teil mit Schlauchbooten oder Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Mehr als 1100 Gebäude wurden am Sonntag in Niederösterreich evakuiert.
Gefährlich für Helfer
Gefährlich wurde die Situation am Sonntag auch für die Helfer der Caritas. Christoph Riedl, Generalsekretär der Caritas St. Pölten und NÖ West, postete ein Foto von einem fast versunkenen Auto. Wegen des Wassers konnte die Caritas zahlreiche Kunden nicht versorgen. Auch geplante Krankentransporte können am Sonntag und Montag nicht durchgeführt werden, informierte der Notruf NÖ.
Dafür standen das Rote Kreuz und Samariterbund mit 300 Mitarbeitern zusätzlich im Einsatz, die Feldbetten mit Decken und Kopfpolster an Einsatzorten aufbauten. Schüler müssen sich jedenfalls am Montag in keine Gefahr bringen, teilte das Bildungsministerium am Sonntag auf seiner Webseite mit. Dort hieß es, dass Schüler, Lehrer und Verwaltungspersonal am Montag nicht zur Schule gehen müssen, wenn ihr „Wohnort unmittelbar von der Unwetterkatastrophe betroffen ist“. Ebenso gelten Schüler als entschuldigt, wenn der Schulweg blockiert oder zu gefährlich ist. Das Gleiche gilt in Niederösterreich für den Kindergarten, wenn die Kindergartenleitung informiert wird.
Steiermark: Mürz und Thörlbach über die Ufer getreten
In der Steiermark waren am Sonntag nicht nur die Aufräumarbeiten nach dem schweren Sturm im Laufen. Die Einsatzkräfte kämpfen in den nördlichen Landesteilen auch gegen Wassermassen. In Teilen der Gemeinde St. Barbara im Mürztal (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) sind Vorbereitungen zu einer möglichen Evakuierung angelaufen: Bewohner aus Mitterdorf und Wartberg könnten laut dem Bezirksrettungskommando vorübergehend in einer Schule untergebracht werden.
Aufgrund der schweren Regenfälle sind am Sonntag sowohl der Thörlbach als auch die Mürz über die Ufer getreten und haben zu Überschwemmungen in den Gemeinden Thörl, St. Barbara im Mürztal sowie Kapfenberg (alle Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) geführt. Auch in Kapfenberg trat die Mürz im Bereich der Altstadt (Lindenplatz) über die Ufer. Man rechnet mit einem 30-jährlichem Hochwasserereignis.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. „Wir wollen damit verhindern, dass der Kamp von der einen Seite auf die andere Seite herüberläuft“, erklärte der Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Langenlois, Helmut Mold. Abgesehen davon pumpte die Feuerwehr Wasser aus dem Kanal, der das Regenwasser nicht mehr aufnehmen konnte. „Natürlich sind wir erschöpft, aber wir sind jetzt guter Dinge, weil wir die Arbeiten jetzt bald einmal abschließen werden“, sagte Mold.
Ein paar Kilometer weiter, in Hadersdorf am Kamp, sah die Situation anders aus. Dort war die B35 an einer Stelle bereits zu einem See geworden, in dem kiloweise Kukuruz-Schnitzel trieben. Wenig später bekam ein Damm in Hadersdorf Lücken. Ein Black-Hawk-Hubschrauber des Bundesheers musste die Löcher mit Bigpacks verschließen. Immer wieder sehen die Einsatzkräfte skurrile Dinge, etwa ein verlassenes Auto, bis zur Hälfte auf einer Landstraße vom Wasser überschwemmt. „Das steht schon seit gestern dort“, erklärt Rohrhofer. Um so etwas kann sich derzeit niemand kümmern. Das Retten von Menschenleben steht an erster Stelle. Vor allem, weil viele das Wasser unterschätzen.
„Es ist nicht nur untersagt, sondern auch lebensgefährlich, den Uferbereich der Krems zu betreten“, sagte Rohrhofer über die Situation in Krems-Stadt.
Weststrecke teilweise gesperrt
Der Verkehr war in Niederösterreich (genauso wie in Oberösterreich und Wien) stark eingeschränkt. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt, Züge gecancelt. Sogar die stark befahrene Weststrecke wurde am Sonntag zwischen Wien und St. Valentin eingestellt. Wind und Wasser setzten den Einsatzkräften zu, die schon seit Tagen über ihre Belastbarkeitsgrenze gehen. Seit Freitag hat es kaum aufgehört zu regnen. Der ständige Wind, mit den zum Teil orkanartigen Sturmböen, ließ die Temperatur von ohnehin nur acht bis neun Grad noch kälter erscheinen. Wie gefährlich die Arbeit für die Einsatzkräfte ist, zeigte ein tragischer Unfall. Ein Feuerwehrmann rutschte im Bezirk Tulln bei Auspumparbeiten über eine Stiege und starb.
„Die Einsatzkräfte sind müde“, berichtet Gernot Rohrhofer, „Presse“-Redakteur, an diesem Tag aber als Feuerwehrmann im Bezirk Krems unterwegs. Er war Sonntagmittag mit den Kollegen in Langenlois. Der Kamp kratzte auch hier an der Marke eines 100-jährlichen Hochwassers. Die Feuerwehr versuchte, die Häuser und Straßenzüge des Ortsteils Haindorf (bekannt für die Operette Langenlois) mit einem künstlichen Damm vor dem Wasser zu retten. Er besteht aus wasserdichten Kunststoffsäcken (Bigpacks), die mit Schotter gefüllt und aufeinandergestapelt werden.
In vielen Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. Ihre Häuser sollten die Bürger nur verlassen, wenn es nicht anders ging. Längst konnte die Feuerwehr nicht mehr allen Hilferufen nachkommen. „Wir haben derzeit 2000 Einsätze auf der Warteliste, und es werden minütlich mehr“, sagte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. „Die Priorität liegt auf der Rettung von Menschen.“ Sie mussten aus ihren Häusern zum Teil mit Schlauchbooten oder Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Mehr als 1100 Gebäude wurden am Sonntag in Niederösterreich evakuiert. Es kam in mehreren Bezirken zu Dammbrüchen. Auch einige Feuerwehrhäuser wurden überschwemmt. In St. Pölten wurde der Europaplatz überflutet, Videos zeigen Autos, die auf den Straßen kaum fahren können, hinzu kamen Ausfälle bei Strom, Internet und Mobilfunk. Die Stadt warnte auf ihrer Webseite: „Kellerbereiche auf jeden Fall meiden – es herrscht Lebensgefahr.“ Auch wegen möglicher Stromschläge.
„Es gibt hier große Druckpunkte, wo einerseits gegen die Wassermassen gekämpft wird und auch gegen den Sturm“, sagte Kanzler Karl Nehammer am Sonntag nach einer Krisensitzung. Eine Entspannung gibt es erst ab Dienstag oder Mittwoch. Davor wird es noch schlimmer. Der Stausee Ottenstein sollte am Sonntag seine Speicherkapazität erreichen – dann läuft auch er über. „Niederösterreich befindet sich in einer dramatischen Situation“, hatte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner davor schon gesagt.
Die Feuerwehr war mit 1160 Feuerwehren und 20.000 Mitgliedern im Dauereinsatz. Zusätzlich wurden Einsatzkräfte und Spezialgeräte aus den benachbarten Bundesländern angefordert. Das Bundesheer stand mit 1000 Mann im Assistenzeinsatz zur Verfügung. In vielen Gemeinden wurde Zivilschutzalarm ausgelöst.
Ihre Häuser sollten die Bürger nur verlassen, wenn es nicht anders ging. Längst konnte die Feuerwehr nicht mehr allen Hilferufen nachkommen. „Wir haben derzeit 2000 Einsätze auf der Warteliste, und es werden minütlich mehr“, sagte Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. „Die Priorität liegt auf der Rettung von Menschen.“ Sie mussten aus ihren Häusern zum Teil mit Schlauchbooten oder Hubschraubern in Sicherheit gebracht werden. Mehr als 1100 Gebäude wurden am Sonntag in Niederösterreich evakuiert.
Es kam in mehreren Bezirken zu Dammbrüchen. Auch einige Feuerwehrhäuser wurden überschwemmt. In St. Pölten wurde der Europaplatz überflutet, Videos zeigen Autos, die auf den Straßen kaum fahren können, hinzu kamen Ausfälle bei Strom, Internet und Mobilfunk. Die Stadt warnte auf ihrer Webseite: „Kellerbereiche auf jeden Fall meiden – es herrscht Lebensgefahr.“ Auch wegen möglicher Stromschläge.
Weststrecke teilweise gesperrt
Der Verkehr war in Niederösterreich (genauso wie in Oberösterreich und Wien) stark eingeschränkt. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt, Züge gecancelt. Sogar die stark befahrene Weststrecke wurde am Sonntag zwischen Wien und St. Valentin eingestellt. Wind und Wasser setzten den Einsatzkräften zu, die schon seit Tagen über ihre Belastbarkeitsgrenze gehen. Seit Freitag hat es kaum aufgehört zu regnen. Der ständige Wind, mit den zum Teil orkanartigen Sturmböen, ließ die Temperatur von ohnehin nur acht bis neun Grad noch kälter erscheinen. Wie gefährlich die Arbeit für die Einsatzkräfte ist, zeigte ein tragischer Unfall. Ein Feuerwehrmann rutschte im Bezirk Tulln bei Auspumparbeiten über eine Stiege und starb.
„Die Einsatzkräfte sind müde“, berichtet Gernot Rohrhofer, „Presse“-Redakteur, an diesem Tag aber als Feuerwehrmann im Bezirk Krems unterwegs. Er war Sonntagmittag mit den Kollegen in Langenlois. Der Kamp kratzte auch hier an der Marke eines 100-jährlichen Hochwassers. Die Feuerwehr versuchte, die Häuser und Straßenzüge des Ortsteils Haindorf (bekannt für die Operette Langenlois) mit einem künstlichen Damm vor dem Wasser zu retten. Er besteht aus wasserdichten Kunststoffsäcken (Bigpacks), die mit Schotter gefüllt und aufeinandergestapelt werden.
In Hadersdorf am Kamp war die Situation anders. Dort war die B35 an einer Stelle bereits zu einem See geworden, in dem kiloweise Kukuruz-Schnitzel trieben. Wenig später bekam ein Damm in Hadersdorf Lücken. Ein Black-Hawk-Hubschrauber des Bundesheers musste die Löcher mit Bigpacks verschließen. Immer wieder sehen die Einsatzkräfte skurrile Dinge, etwa ein verlassenes Auto, bis zur Hälfte auf einer Landstraße vom Wasser überschwemmt. „Das steht schon seit gestern dort“, erklärt Rohrhofer. Um so etwas kann sich derzeit niemand kümmern. Das Retten von Menschenleben steht an erster Stelle. Vor allem, weil viele das Wasser unterschätzen.
„Es ist nicht nur untersagt, sondern auch lebensgefährlich, den Uferbereich der Krems zu betreten“, sagte Rohrhofer über die Situation in Krems-Stadt.
In der Steiermark waren am Sonntag nicht nur die Aufräumarbeiten nach dem schweren Sturm im Laufen. Die Einsatzkräfte kämpften in den nördlichen Landesteilen auch gegen Wassermassen. In Teilen der Gemeinde St. Barbara im Mürztal (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) waren Vorbereitungen zu einer möglichen Evakuierung angelaufen: Bewohner aus Mitterdorf und Wartberg könnten laut dem Bezirksrettungskommando vorübergehend in einer Schule untergebracht werden.
Aufgrund der schweren Regenfälle waren am Sonntag sowohl der Thörlbach als auch die Mürz über die Ufer getreten und hatten zu Überschwemmungen in den Gemeinden Thörl, St. Barbara im Mürztal sowie Kapfenberg (alle Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) geführt. Auch in Kapfenberg trat die Mürz im Bereich der Altstadt (Lindenplatz) über die Ufer. Man rechnete mit einem 30-jährlichem Hochwasserereignis.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. „Wir wollen damit verhindern, dass der Kamp von der einen Seite auf die andere Seite herüberläuft“, erklärte der Feuerwehrkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Langenlois, Helmut Mold. Abgesehen davon pumpte die Feuerwehr Wasser aus dem Kanal, der das Regenwasser nicht mehr aufnehmen konnte. „Natürlich sind wir erschöpft, aber wir sind jetzt guter Dinge, weil wir die Arbeiten jetzt bald einmal abschließen werden“, sagte Mold.
Ein paar Kilometer weiter, in Hadersdorf am Kamp, sah die Situation anders aus. Dort war die B35 an einer Stelle bereits zu einem See geworden, in dem kiloweise Kukuruz-Schnitzel trieben. Wenig später bekam ein Damm in Hadersdorf Lücken. Ein Black-Hawk-Hubschrauber des Bundesheers musste die Löcher mit Bigpacks verschließen. Immer wieder sehen die Einsatzkräfte skurrile Dinge, etwa ein verlassenes Auto, bis zur Hälfte auf einer Landstraße vom Wasser überschwemmt. „Das steht schon seit gestern dort“, erklärt Rohrhofer. Um so etwas kann sich derzeit niemand kümmern. Das Retten von Menschenleben steht an erster Stelle. Vor allem, weil viele das Wasser unterschätzen.
„Es ist nicht nur untersagt, sondern auch lebensgefährlich, den