Nach dem triumphalen Sieg von JJ beim 69. Eurovision Song Contest hat Österreich die Ehre, den nächsten ESC im Jahr 2026 auszurichten. Kultur- und Medienminister Andreas Babler (SPÖ) freute sich bereits am Sonntag auf die Rückkehr des Events nach einem guten Jahrzehnt. Mehrere österreichische Städte haben sich schon wenige Stunden nach dem rot-weiß-roten Sieg als potenzielle Austragungsorte und Alternativen zu Wien positioniert – darunter Innsbruck, Oberwart, Wels und Graz.
Doris Kampus (SPÖ): „Graz hat alles, was es braucht“
Doris Kampus, Vorsitzende der SPÖ Graz, war besonders enthusiastisch und drängte am Sonntag darauf, den Eurovision Song Contest 2026 in die steirische Landeshauptstadt zu holen. Sie kündigte an, einen Antrag zur Unterstützung der ESC-Bewerbung bei der kommenden Gemeinderatssitzung einzureichen. Kampus betonte: „Graz hat alles, was es braucht – Herz, Kultur, Erfahrung. Jetzt ist die Zeit, zu zeigen, dass wir Gastgeber Europas sein können. Es ist an der Zeit, dass unsere Stadt wieder eine führende Rolle in Europa einnimmt.“ Trotz der Kosten – Basel zahlte in diesem Jahr 37,3 Millionen Euro für das Event – ist Kampus sich bewusst, dass Graz die Kosten für die Veranstaltung alleine nicht stemmen kann. „Es geht nicht um ein ‚Koste es, was es wolle‘, sondern um eine realistische, professionelle Bewerbung mit Blick auf mögliche Mitfinanzierungen unterschiedlicher Partner“, betonte die SPÖ-Chefin.
Landesspitze: „Belastbare Zahlen müssen auf den Tisch“
Die steirische Landesregierung äußerte sich am Sonntagnachmittag zur möglichen Bewerbung von Graz und der Steiermark für den ESC. Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) wiesen beide auf die bewährten Gastgeberqualitäten der Steiermark hin und betonten den Mehrwert von Großveranstaltungen für den Tourismus und den Wirtschaftsstandort. Allerdings waren sie sich einig, dass vor einer konkreten Bewerbung belastbare Zahlen vorgelegt werden müssen, um den finanziellen Aufwand abschätzen zu können. Khom unterstrich die Notwendigkeit von konkreten Zahlen für eine verantwortungsvolle Finanzierung. Sie betonte: „Es gehört zu einer verantwortungsvollen Politik, dass zuallererst konkrete Zahlen auf dem Tisch liegen müssen, um eine Finanzierung sicherstellen zu können.“
Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ): „Nur umsetzbar, wenn Kosten zu bewältigen sind“
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) zeigte sich beeindruckt vom Auftritt des österreichischen Sängers JJ und seiner außergewöhnlichen Stimme beim Eurovision Song Contest. Obwohl sie die Eignung von Graz als Austragungsort betonte, machte sie deutlich, dass eine mögliche Bewerbung nur umsetzbar sei, wenn alle Beteiligten die Kosten bewältigen könnten. Kahr kündigte an, die mögliche Bewerbung im Stadtsenat zu besprechen und betonte, dass Graz mit der Stadthalle die passende Infrastruktur und das Know-how für die Durchführung von Großveranstaltungen besitzt.
Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler (ÖVP): „Tourismus würde sehr profitieren“
Auch der Grazer Kultur- und Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler (ÖVP) erkannte das Potenzial, das der ESC 2026 für den Tourismus in Graz hätte. Er hob hervor, dass die Stadthalle als Austragungsort bestens geeignet wäre und dass Graz bereits bei früheren Großveranstaltungen seine Gastgeberqualitäten unter Beweis gestellt hat. Riegler betonte jedoch, dass eine nationale Zusammenarbeit erforderlich sei, um die Finanzierung des Megaevents sicherzustellen. KFG-Klubobmann Alexis Pascuttini hingegen äußerte sich skeptisch und bezeichnete die Idee, den ESC 2026 nach Graz zu holen, als „schlechten Scherz“. Er forderte eine Stellungnahme des Stadtrechnungshofs zu den finanziellen Plänen.