Mit den Parteien tun sie sich manchmal schwer, Politik ist Felix Hagenauer (stehend, 2. v. re.) und seinen Altersgenossen aber ein Anliegen. Jana Madzigon
360.000 junge Menschen in Österreich können am 29. September zum ersten Mal den Nationalrat wählen. Uninteressiert sind sie nicht, sie haben aber ihre Schwierigkeiten mit der institutionalisierten Politik.
In der Zeitrechnung eines 17-jährigen Schülers sind zwei Stunden eine halbe Ewigkeit. Zwei Stunden, in denen man sich mit Politik beschäftigen muss, die komplette Ewigkeit. Außer für den 17-jährigen Felix Hagenaur. Er ist Schulsprecher des Goethe-Gymnasiums in Wien Penzing und hat auf eigene Initiative für die siebten und achten Klassen eine Podiumsdiskussion mit Nationalratskandidaten aller fünf Parlamentsparteien organisiert. Einfach, weil er findet, man habe oft das Gefühl, „die Politik“ sei etwas, das ganz weit weg ist. Kurz vor der Wahl am 29. September wollte er sie für sich und seine Schulkollegen also nahbar machen. Ja, volle zwei Stunden lang. Und so füllt sich am vergangenen Freitag, neun Tage vor der Wahl, der Festsaal der Bezirksvorstehung in Rudolfsheim-Fünfhaus mit rund 140 Jugendlichen – und entsprechender Lautstärke. Als die Diskussion der Kandidaten losgeht, wird es still. Das bleibt es, ganze 60 Minuten lang. Nur manchmal kichern die Schüler, wenn etwa ÖVP-Kandidat Rudolf Taschner etwas aus den 70er Jahren erzählt – für sie ja mindestens sieben Ewigkeiten her. Oder wenn Meri Disoski von den Grünen sich die Hände vor das Gesicht schlägt, weil sie etwas, das FPÖ-Kandidat Markus Tschank gesagt hat, so empört. In der zweiten Stunde sind die Schüler dann an der Reihe, die Kandidaten alles zu fragen, was sie interessiert. Sie wollen mit ihnen über eine Reform des Wahlrechts sprechen, weil viele von ihnen keine Staatsbürgerschaft besitzen und deshalb am 29. September nicht wahlberechtigt sind. Das Thema Gewalt gegen Frauen ist ihnen wichtig und die Position der FPÖ gegenüber Russland. Besonders beliebt unter den Schülern ist, FPÖ-Kandidaten Tschank mit Fragen zu „grillen“. Repräsentativ für alle jungen Menschen in Österreich sind diese 140 Gymnasiasten freilich nicht. Knapp 360.000 Jugendliche und junge Erwachsenen dürfen in einer Woche zum ersten Mal an einer Nationalratswahl teilnehmen. Davon sind 22.000 seit der EU-Wahl Anfang Juni diesen Jahres 16 geworden und nun also überhaupt zum ersten Mal wahlberechtigt.
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